Wie soll ich nur anfangen? Allgemeines über Land und Leute interessiert niemanden, sind wir ehrlich... Aber was bleibt noch? Das Wetter? Die politische Situation? Die Strecke?
In diesem Text, meinen persönlichen Eindrücken, werde ich mich ganz und gar einem spezifischen Tag widmen... dem Tag an dem alles schief ging - aber auch alles unerwartet perfekt verlief... ich weiß, das passt irgendwie nicht zusammen...
Alles begann mit einer ruhigen Nacht im Wadibett... lange suchten wir gestern ein einsames und friedliches Plätzchen für unser Zelt. Die Piste war nicht gerade förderlich für den Zustand unseres Autos, doch was sehen wir am Morgen? Inder! Juhu, Inder!
Mit ihren riesigen Fahrzeugen ziehen sie die Piste "glatt" - kein Wellblech mehr, keine Schlaglöscher, keine herum spritzenden Steine die gegen den Unterboden krachen... statt 30 km/h können wir das Wadibett mit gemütlichen 80 km/h verlassen... Schön nach dem Motto von Alex: "Don´t be gentel, it´s rentel!"
Das heutige Ziel war der zweit größte Berg des Omans, wenn ich noch wüsste wie er heißt würde ich es hier natürlich schreiben, leider ist mir der Name wie so vieles wieder verloren gegangen. (deswegen schreibe ich den Text auch nur über einen Tag...) Wie so oft verlassen wir uns auf unseren Reiseführer, einen Reise Know How. Oftmals gute Dienste geleistet, wurden wir in Syrien schon oftmals in die Irre geleitet. Das Selbe passierte nun erneut.
Die Beschreibung des Reiseführers war ungefähr folgende: "Die Wanderung durch das steinige Tal kann stellenweise herausfordernd sein. Am Ende des Flussbettes befindet sich ein Dorf und eine Strasse, planen Sie bitte Wasser für eine Wanderung von 3-4 Stunden ein. Festes Schuhwerk wäre von Vorteil."
Feste Schuhe? Jep!
Wasser? Jep! 6 Liter!
Essen? Nein, nicht für drei Stunden! Wir essen im Dorf!
Zurück? Wir trampen die Hauptstrasse runter!
Zu sagen bleibt noch das auf den Berg nur eine Strasse führt, welche aber militärisch bewacht ist. Auf Grund der vielen Kurven und des Steilegrades, dürfen nur 4WD Fahrzeuge passieren, somit musste unser PKW unten stehen bleiben.
So, gut gelaunt sollte die kurze Wanderung nun starten. Etwas Wasser im Gepäck, die Outdoor Sandalen an den Füßen und das arabische Essen im Dorf vor Augen...
Gut, wie soll ich sagen? Die "Wanderung" brachte uns an unsere Grenzen. Drei junge Männer durch ein Flussbett. Insgesamt brauchten wir sechs Stunden bis wir ein Dorf sahen. Das Wasser war schon lange knapp! Die Sonne schien auf unsere Köpfe bei guten 40 Grad im Schatten! Wir fanden riesige Felsen vor uns, nur gemeinsam konnten wir diese bezwingen. Ziehen, werfen, springen, hoch heben und natürlich immer wieder einen möglichen Weg suchen. Den Hang hoch klettern, wieder runter, kleine Seen umlaufen oder sie mit Steinen füllen um sie überqueren zu können. Bis es scheinbar wieder nicht weiter ging. Naja, wenigstens scheint die Sonne... (-: Langsam zerfielen auch unsere Schuhe. Martins Sandalen haben sich komplett verabschiedet, bei mir ging die Sohle ab und Ronny kämpfte mit einer offenen Front. Wir müssen doch aber gleich an der Straße sein! Schieferplatten! Quer drüber, fast den Herrn Schumann erschlagen erspähten wir unser Ziel!
Ein Dorf... eine Straße? Fehlanzeige! Das Dorf bestand aus 30 Palmen, zwei Autos, fünf Häusern und Bewohnern, die irgendwie ALLE gleich aussahen. Interessant! Wasser? Essen? Zurück trampen? Mmh... irgendwie nicht! Sollten wir ohne Schuhe sechs Stunden zurück laufen? Oder folgen wir der Piste über den vor uns liegenden Berg, welche ca. 3 km kurvig nach oben geht um danach erneut nicht zu wissen wo wir sind.
DANKE -Reise Know-How-!
Inder! Erneut sahen wir arbeitende Inder! Unsere Rettung!?
Nichts wie hin! Natürlich verstand uns niemand, jedoch holten sie die gesamte Familie aus dem Haus! Offenbar zwei Brüder, eine Schwester und weitere vier Kinder aller Altersklassen. Auch diese Menschen sahen alle gleich aus, hatten körperliche Behinderungen und schienen wie auch das ganze Dorf miteinander verwandt zu sein... (wertfrei!!!)
Wir versuchten ihnen verständlich zu machen, dass wir weder Wasser noch Schuhe besitzen um in die nächste Stadt zu kommen, was auch klappte!
Wir sollten warten und es wurde uns Wasser gebracht. Nach guten zehn Minuten hatten sich alle traditionell gekleidet und der PicUp startete mit sieben Personen vorn und uns drei Weißbroten auf der Ladefläche. Nach guten 10 km quer durch die Berge kamen wir an einer Stadt an und wurden von allen freundlich verabschiedet. Wo sind wir?
Egal! Erst mal etwas essen und eine Cola! Komplett entspannt und barfuß genossen wir unseren Reis und die kalten Getränke. Als Martin dann noch mit drei Paar neuen Turnschuhen aus dem Nachbarladen kam (für umgerechnet einen Euro das Paar), waren die Strapazen der letzten Stunden vergessen und lachend stellten wir fest, das wir keine Ahnung haben wo wir sind. Schilder studieren, Menschen befragen... ahhh! Wir haben es geschafft - wir sind auf dem Plateau des Berges! Militär umgangen!
Wir hatten es echt geschafft sogar noch auf den Berg zu kommen... wir hatten nur noch Glück! Die Einwohner des Dorfes, der Schuhladen, der Berg...
Beim runter trampen hielten drei alte Männer an, welche uns eine Strasse mit grandiosem Blick über das Hajar-Gebirge fuhren und mit zum Militärposten nahmen. Von dort waren es nur noch wenige km bis zu unserem Auto, selbst diese wurden wir von ein paar Jugendlichen, welche winkten, noch gefahren. Glück! Nur Glück!
Somit entwickelte sich dieser Tag zu einem der lustigsten und interessantesten der ganzen Reise, stetigen Kontakt zu Arabern inklusive! Top und unvergessen!
Was bleibt zu guter Letzt noch zu sagen... ein herzliches "Dankeschön" und "immer wieder gern" an die Reiseteilnehmer von "LANZAROTE TOURS", manche nutzen dieses Reiseunternehmen ja schon zum wiederholten Male und hoffentlich auch bald erneut!
Alle Erlebnisse wären lapidar gewesen ohne eure besonderen Charaktere!
Männer, bis zum nächsten Trip... Indien steht!
Ronny