Hinter der Grenze geben wir unser Busticket ab?! Ähm, könnten wir es bitte wieder haben - Nein… Okay…
Wir fahren mit drei Bussen (Minivan zur Grenze - rüber laufen, dabei den vietnamesischen Polizisten nett anlächeln - Minivan zum Busbahnhof - Reisebus). Dann, 22:00 Uhr fernab einer kleinen Stadt, auf der Landstraße kommt der Bus zum Stehen. Wir werden aus dem Fahrzeug gescheucht, ein klappriger Transporter steht am Straßenrand und lädt einige Kartons mit lebenden Hühnern ein, schließlich sollen wir zusteigen. Wir sprechen uns ab, Maik wird laut, Linda ist kurz den Tränen nah, was jetzt? Was sollen wir tun? Niemand versteht Englisch. Mit Unbehagen steigen wir ein und werden von einem sehr netten Fahrer bis vor die Tür unseres Hotels gefahren. Mal wieder war alles Recherchieren wie wir von A nach B kommen und jeglicher Gedanke des Misstrauens umsonst. Reise von Haustür zu Haustür, so läuft das hier in Vietam.
Wie sind in der Provinz Ben Tre und beziehen am nächsten Morgen ein hübsches Homestay zwischen Plantagen, irgendwo im Mekong-Delta. Mit viel zu kleinen Rädern bewegen wir uns nun an diesem riesigen Fluss auf und ab. Wir fahren durch Dörfer, essen Klebreis aus Bananenblättern und Süßigkeiten aus Kokosnuss. Besonders wird uns jedoch die Managerin unserer Unterkunft in Erinnerung bleiben. Ihre Herzlichkeit, Gastfreundschaft und ihr Humor begeistert uns. Dank Google-Translation (dt.-vn.) können wir uns verständlich machen, abends sitzen wir zusammen, essen Obst und stellen uns Fragen über unsere Leben. Ein junges Pärchen aus HCMC ist auch dabei.
Leider müssen wir uns gleich wieder verabschieden, wünschen einander das Beste und reisen weiter nach Mui Ne.
Der kleine Küstenort, eigentlich das Mekka des Massentourismus, begegnet uns eher ruhig und urig. Seit Corona scheinen die Hotels größtenteils leer, umso mehr freuen sich die Menschen über Besucher. Beim Strandspaziergang sehen wir Fischern bei ihrem Handwerk zu, im Dorf kosten wir gegrillte Reispapierwraps und kaufen Mango und Pomelo.
Eine schier endlose Menge an Fischen, Krebsen und Meeresfrüchten holen die Fischer mit Hilfe runder Boote an Land. Reiseleiter Maik bekommt hier auch endlich eine neue und dringend notwendige Frisur.
Pünktlich 16:30 Uhr, wie fast überall in Vietnam, steht die Zeit still. Der tosende Verkehr kommt ins Stocken und innerhalb weniger Minuten ist die Straße zu - die Schule endet und die Eltern, Großeltern und großen Geschwister holen die Kinder ab. Ein Spektakel! Am nächsten Morgen 6:30 (was eine Zeit!!) fahren wir weiter nach Da Lat. Da Lat ist eine Stadt in den Bergen und wirkt sehr aufgeräumt und teils kitschig (man nennt es auch Disneyland Vietnams). Es regnet, es sind kühle 16 Grad und wir ziehen also alles an, was wir haben.
Wirklich beeindruckend war der Nachtmarkt, wahrscheinlich der Belebteste, den wir bisher sahen. Wir probieren uns durch die vielen Leckereien und beobachten das bunte Treiben. Zufällig ist auch ein Festival mit landestypischer Musik, so ganz wissen wir nicht was wir davon halten sollen - von der Musik und von Da Lat.
Einen Morgen später werden wir mal wieder abgeholt. Wir fahren durch prächtige Kaffeeplantagen Richtung Buon Ma Thout ins zentrale Hochland.
Auf dem Weg nach BMT setzt uns der kleine Bus etwas eher ab, als die restlichen Mitfahrer. Wir befinden uns 50 km vor der nächsten Stadt, in einem Dorf. Auf der großen Straße mit allerlei Geschäften, Bistros und Moped-Werkstätten werden wir „umgeladen“ auf Zweiräder. Wir beziehen nämlich ein schönes, kleines Hotel am Lak Lake.
Seit Kindertagen ist es Lindas Wunsch mal einem Elefanten zu begegnen und vor allem ihn anfassen zu dürfen. Wir biegen also um die erste Straßenecke und sehen eine kleine Menschenansammlung um einen grauen Klotz stehen. Tatsächlich!!! Ein Elefant!!!! Linda ist ganz aus dem Häuschen!!! Vorsichtig wollen wir an das Tier, welches hier auf Touristen warten muss um geritten zu werden, herangehen.
Zack - eine Hand auf der Schulter. Ein vietnamesischer Tourist will Bilder mit dem Elefanten und uns. Nach zwei Minuten TikTok - Live ist es dann soweit, Linda streichelt den Elefantenrüssel. Was ein verrückter und magischer Moment. Wenig später gehen der graue Riese und sein Mahut durch den See nach Hause.
Wir sitzen bei Ca Phe sua da und Soda Chanh (selbstgemachte und sehr gute, wenig gesüßte Zitronenlimonade), als plötzlich ein Elefant die Straße quert. Er hat Feierabend und läuft heim, während sein Führer Handy macht - was ein lustiges Bild!
Wir verbringen dann doch zwei, statt einer geplanten Nacht hier, weil uns das Dorf und vor allem seine Bewohner so gut gefallen. Die Schulkinder freuen sich besonders, scherzen mit uns und werden immer aufmüpfiger je öfter sie uns begegnen.
Die meisten Menschen leben hier in typischen Langhäusern, meist im Familienverbund, während sie draußen ihre Tiere halten. Die Straßen säumen riesige Planen auf denen der geerntete Kaffee getrocknet wird, wohl neben dem Reissanbau die größte Einkommensquelle der Bauern.
Wir leihen uns Räder (kleine, sehr kleine!) und fahren über Reisfelder, entlang des Sees. Hier sind die Menschen wirklich arm. Wir sehen Omis, die sich aufgrund der jahrelangen Arbeit im Reis nicht mehr aufrichten können und trotzdem weiterarbeiten müssen. Wir sehen Menschen die permanent körperlich arbeiten, die Frauen mindestens so hart wie die Männer und die sich von ihrer Arbeit hochbeugen, um uns zu grüßen.
Genau die Dörfer sind es, die uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen…
„Uns geht es so gut!“ - dieser Satz begleitet uns wie ein Mantra durch unsere ganze Reise. Und doch sprechen wir immer mehr vom Nachhause kommen. Davon was wir tun werden, wenn wir heim kommen und machen schon den ein oder anderen Weihnachtsmarktbesuch aus.
Wir haben uns entschieden ein Elefantenprojekt zu besuchen. Nahe der Kleinstadt Buon Ma Thout (BMT) gibt es einen Nationalpark, in dem Elefanten in die Freiheit entlassen werden und ihre Mahut mitarbeiten können. Denn das Problem ist folgendes: Natürlich ist es vielen Menschen mittlerweile bewusst, dass Elefanten nicht in Gefangenschaft gehalten werden sollten aber oft ernährt ein Reit-Elefant die ganze Familie.
Das Reservat stellt also die Mahut an, sichert den Lebensunterhalt und die Männer kümmern sich um ihre Elefanten und wissen, wenn die Besucher kommen, wo sie sich aufhalten. Außerdem benötigt ein Elefant 5-10 Jahre bevor er sein Leben in Gefangenschaft, seinen Mahut vergisst und sich vollends allein im Dschungel zurechtfindet.
Der Reiseführer schenkt der Stadt BMT wenig Aufmerksamkeit, wir dagegen mögen sie. Der neugebaute Holztempel beeindruckt uns sehr und wieder werden wir herzlich willkommen geheißen. So richtig scheint man nicht zu verstehen, was wir hier suchen. Beim Gang durch den Markt ereilt uns an so mancher Ecke die Übelkeit - bei all dem getrockneten Fisch, Trockenfleisch und vor allem übelriechender Pasteten - oder ist es Hummerpaste?
Am Morgen starten wir früh zum Nationalpark. Unser Guide Vū führt ins etwa 3 Stunden durch den Dschungel. Er erklärt uns viel über die Tiere, Bäume und Kräuter im Wald. Jetzt sind wir bereit für graue Riesen!
Und tatsächlich, wir sehen zwei Elefantenkühe und ihre Mahut. Schon einen Dickhäuter auf der Straße zu sehen war toll, aber die beiden hier in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten ist unglaublich beeindruckend! Und auch ein bisschen lustig: wie sie sich zum Schlafen an Wurzeln lehnen oder die Bambusblätter mit ihrem Rüssel abstreifen, um sie sich dann in ihr riesiges Maul zu stopfen. Nahezu beseelt steigen wir abends in den Nachtbus nach Ho-Chi-Ming - denn unser Motto „Es endet, wo es angefangen hat“ setzen wir um. Wir haben nochmal knapp zwei Tage Saigon vor uns, der Abschluss unserer Reise.
Wir besuchen die Orte, die wir als besonders schön wahrgenommen haben, probieren uns durch die Straßenküchen und kaufen ein.
Es verschlägt uns wieder nach Chinatown, wir besuchen noch einmal diese wunderschönen alten Tempel. Es ist Samstag, daher sind sie gut besucht, die Räucherstäbchen durften herrlich und es sind noch mehr Opfergaben als je zu vor auf den Altären zu finden.
Noch ein letzter Ca Phe sua da hier, ein Kokoseis da und ganz viel genießen! Und Zack! Wir essen unseren ersten und letzten Hotpot, trinken ein letztes Saigon und fahren mit dem Bus nochmal durch den quirligen Stadtverkehr.
Über Dubai fliegen wir zurück nach München - von 36 Grad auf Minus 5!
Und was bleibt uns? Wir haben wieder so viele unglaublich schöne Erfahrungen gemacht, wurden immer umsorgt und gern auch mal fotografiert. Wir haben Dinge gesehen, die wir vorher noch nie gesehen haben und sind umso viele Erinnerungen reicher. Und wir haben unser Zuhause wieder ein Stück mehr schätzen gelernt, wissen das wir es so gut haben - und das alles der Tatsache geschuldet ist, auf diesem Stückchen Erde zur Welt gekommen zu sein.
Auch wenn wir (ja auch ihr ;)) gerne mal schimpfen über Entscheidungen, Vorkommnisse oder Anforderungen - wir sind dankbar! Für diese Reise, die finanziellen Möglichkeiten die wir haben eine solche zu erleben, die Begegnungen und die Zeit für uns als Paar.