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Dezember 2019 Schweden

Schwedisch Lappland

Katrin, Maik, Manu, Micha

Ein Tag in schwedisch Lappland: 

Lautes Bellen und Jaulen begrüßt uns, als wir in Mellanström aus dem Auto steigen. Sofort kommt eine herzliche Frau auf uns zu, um uns zu begrüßen. Uschi Schulze, die mit Ihrem Mann Steffen und Sohn Tom die Huskyfarm Veijejaur betreibt, lebt seit 18 Jahren in Lappland. Mit ihr werden wir heute eine Schlittenhundetour unternehmen.

Bevor es zu den Hunden geht, ziehen wir alles an, was wir haben. Die Befürchtung, gefroren vom Schlitten zu fallen wird sich zwar nicht bestätigen, aber Vorsicht ist dann doch besser als Nachsicht. Gut eingemummelt betreten wir das große eingezäunte Areal, in dem die Hunde angeschirrt schon auf uns warten und die Schlitten bereit stehen. Das Gebell ist ohrenbetäubend, der Geruch nach Kot durchdringend.

Ich weiß nicht wie meine Reisefreunde diesen Moment wahrnehmen, aber mich hat die Vorfreude so fest im Griff, dass das alles zu bedeutungslosen Nebeneffekten verblasst. Endlich erfüllt sich für mich ein lang gehegter Kindheitswunsch. Ich freue mich buchstäblich wie ein Kind zu Weihnachten.

„Ihr könnt ruhig alle Hunde streicheln. Das drüben am Zaun sind die jungen Hunde, die sollen den Kontakt mit verschiedenen Menschen lernen. Wenn sie vor euch zurück weichen, wollen sie nicht gestreichelt werden. Dann lasst sie bitte in Ruhe.“ erklärt Uschi. Das lass ich mir nicht zweimal sagen und gehe auf die ersten Hunde vor mir zu. Sie sind zum Teil offen und freundlich, zum Teil ziemlich desinteressiert und zeigen mir die kalte Schulter. Nach ein paar Streicheleinheiten zum Kennenlernen gibt uns Uschi eine Einweisung. Hier die Bremse zum Geschwindigkeit regulieren während der Fahrt, da die „Feststellebremse“ wenn wir komplett zum Stillstand kommen wollen, immer eine Hand am Schlitten haben, auch wenn man runter- oder umfällt, ordentlich Abstand zum Vordermann. Check. Es kann losgehen!

Jeder von uns stellt sich auf einen Schlitten. Vor jeden spannen Steffen und Tom vier ausgeruhte Zugmaschinen mit mächtig Power. Kaum das die Karabiner eingehakt sind, zeigt sich die Kraft die in den athletischen Tieren steckt. Ich muss mein gesamtes Gewicht auf die Bremse bringen, um den Schlitten zu halten. Ein letzter prüfender Blick von Uschi. Und Abfahrt!

Erstmal festhalten! Gleichgewicht finden und behalten! Bremse ausprobieren! Klappt alles. Schön Abstand halten. Und kurz vor dem ersten WOW-Moment plötzlich von hinten: „Haaaalt! Wir müssen anhalten! Uuuuschiiii anhalten!“ ruft Manu. Ich denke nur: „Oh nein, hoffentlich ist niemand runter gefallen, hoffentlich hat sich niemand verletzt, hoffentlich müssen wir nicht abbrechen“ und schneller als meine Gedanken schießt einer der Schlittenhunde an mir vorbei. Uschi hat währenddessen ihren Schlitten zum Stehen gebracht, ich habe Mühe es ihr gleich zu tun. Die Hunde sind nur schwierig zu halten. Wahnsinn welche Kraft in ihnen steckt. Sie ruft das Tier, aber Günter genießt erstmal die süße Freiheit und schießt weiter. Wir wieder hinterher, dann fallen Günter die läufigen Hündinnen in den anderen Gespannen ein und er kommt zurück und „umgarnt“ die Damen. Was für eine Aufregung. Zwischenzeitlich ist Steffen mit dem Schneemobil angebraust und hilft, den aufgeregten Günter wieder an seine Position vor Michas Schlitten zu bugsieren.Der Kerl war schon beim Einspannen ausgebüchst. Alle haben wieder Ihren Platz eingenommen, nochmal schnell tief durchatmen und weiter geht’s.

Vor uns tut sich eine herrliche Winterlandschaft aus. Rein weißer Schnee, glänzender Sonnenschein an einem makellos blauen Himmel. Wie aus dem Bilderbuch! Nach den ersten Minuten haben die Hunde ihren Rhythmus gefunden, auch als Fahrer beginnt man nun sich zu entspannen, lockert die verkrampften Finger etwas vom Haltegriff und blickt sich um. Es ist unglaublich schön, es lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Auch die Bilder können die Schönheit der Landschaft und das Glücksgefühl, das zumindest mich während der ganzen Fahrt erfüllt hat, nur teilweise wiedergeben.

Und plötzlich bewegt sich etwas vor uns! Ist es tatsächlich? Ja tatsächlich, es ist ein mächtiger Elchbulle mit eindrucksvollen Schaufeln. Im gebührenden Abstand kreuzt er den Weg vor uns. Uschi ruft laut, um den Elch zu verscheuchen. Schade, denke ich. Der hat so gut dazu gepasst. Später erklärt sich uns, dass der Elch die Hunde wie Wölfe wahrnimmt und somit als Gefahr einschätzt. Doch ein Elch flüchtet nicht vor einer Gefahr, sondern greift im schlimmsten Fall an. Deswegen hat sie auch immer eine Schreckschußpistole dabei.

Die weitere Fahrt verläuft ohne Aufregung, wir können die Fahrt, die Landschaft, das Erlebnis in vollen Zügen genießen. Steffen und Tom empfangen uns und versorgen die Hunde, hier und da wird ein bisschen geschmust und Hund Viktor fühlt sich gemüßigt alle läufigen Hundedamen anzubaggern, was für reichlich Gelächter sorgt. Nach getaner Arbeit dürfen die Hunde nun zurück in ihre großzügigen Zwinger. Und wir kehren in die Grillkotta ein, in der uns Uschi bekochen wird. Während wir uns mit Tee am Feuer aufwärmen, bereitet sie über den Flammen ein köstliches Pfannengericht mit Elchfleisch, Gemüse und Kartoffeln. Dabei beantworten sie unsere vielen Fragen mit Ausdauer und Engelsgeduld.

Auch während dem Essen berichtet Uschi offen und ausführlich von dem Weg, der sie nach Schweden geführt hat, wie und warum sie vom Hundesport in den Tourismus gekommen ist, über ihr Leben in Schweden, ihre Familie. Es ist beeindrucken und abschreckend zugleich. Es ist ein anstrengendes Leben, für das man zu 100% brennen muss, um es zu bewältigen. Uschi lässt keine Zweifel daran.

Katrin