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März 2023 Marokko

Wüste, Schluchten, Hoher Atlas...

Linda, Maik

Woche 1 - Frühlingsfreuden

Wir sind mal wieder auf der Reise, flüchten vor dem grausigen, deutschen Wetter ins warme Marokko. Von Berlin geht es nach Marrakesch. Kaum gelandet, schon die erste Kuriosität: unser Autovermieter hat kein Büro sondern kommt als fliegender Händler daher…

Es sind warme 26 Grad und wir fahren gleich gen Süden, denn Marrakesch heben wir uns für den Rückweg auf. Wir schlafen ab jetzt in wunderschönen Kasbah‘s, kleine Lehmschlösser die heute oft als Hotels dienen und essen unsere erste Tajine. Zur Begrüßung gibt es fast immer den bekannten, herb-süßen Minztee.

Zuerst fahren wir schier endlose Straßen durch den hohen Atlas, einerseits blicken wir in die Wüste, andererseits auf schneebedeckte Hügel. Wunderbare Ausblicke in Täler in denen die Aprikosen- und Mandelbäume blühen. Saftige grüne Wiesen und kleine Flüsse heißen auch hier den Frühling willkommen.

Das Tal der Rosen ist wohl die schönste der Schluchten, die wir sehen. Sehr eng und urig führt sie uns in abgeschiedene Dörfer. Wir werden freundlich und zurückhaltend begrüßt. In Marokko wird neben berbisch, arabisch auch französisch gesprochen und so versuchen es die Einheimischen damit - leider müssen wir immer wieder zu verstehen geben, dass wir sie nicht verstehen - aber über ein altbewährtes „Salam“ freuen sie sich dennoch. Kinder treiben sich auf den Straßen rum, spielen Fußball zwischen Geschäften, schleppenden Mulis und den wenigen Autos.

Nachdem wir zwei weitere Schluchten (Dades & Todra) gesehen haben, fahren wir weiter Richtung Wüste. Ziel ist der Erg Chebbi, der Beginn der großen Sahara. Wir beziehen ein kleines, hübsches Zimmer in einer Kasbah, welche am Rande der Sanddüne steht. Abends laufen wir in die Wüste, beeindruckend sind diese Farben, die Formen des Sandes und die schier unendliche Weite. Am Morgen suchen wir nach den vielen Dromedaren, welche täglich die Touri-Gruppen umhertragen, besuchen eine herrliche Oase und genießen die Ruhe fernab der großen Touristenattraktionen.

Mit einem Stopp in Midelt, einer kleineren untouristischen Stadt, fahren wir nach Fés.
Die Stadt begrüßt uns mit regem Treiben auf unendlichen, verwobenen Gassen in der Medina. Wir lassen uns treiben und besuchen die wunderschönen Koranschulen mit den tollen, weltbekannten Fliesen. Mitten im Souk steht eine der wichtigsten Moscheen Afrikas, hier werden weitreichende Entscheidungen für die maghreb-muslimische Welt getroffen. Wir erhaschen kurze Blicke durch die Türen, ebenfalls auf die wunderschön grün-blauen Fliesen und das fein ausgearbeitete Zedernholz.
Einen Tag lang laufen wir den ganzen Souk hindurch, ins jüdisches Viertel, besuchen eine Synagoge sowie den Königspalast.

Den Abschluss bildet die bekannte Gerberei am Fluss. Wir werden schon seit dem Ankommen belagert, diese über Terrassen der Lederläden zu besuchen und die „Schlepper“ dafür zu bezahlen.
Nun verhandeln wir mit einem Arbeiter um einen Obolus (wir hoffen für die Gemeinschaftskasse) und werfen einen Blick auf die Anlage. Unter schwersten Bedingungen treten die Arbeiter die Lederstücke in Farbe und weichmachende Lösungen. Es stinkt ungemein und ist stark gesundheitsschädlich. Ununterbrochen werden neue Lederstücke gebracht, Nasse auf gehangen und Fertiges zur Weiterverarbeitung in die Geschäfte gebracht. Leder (vor allem in Form von Taschen und Schuhen) ist das wohl bekannteste Produkt bzw. Souvenir aus Marokko.

Für die Zeit in Fés haben wir bei Abdul in einem wunderschönen 600 Jahre alten Riad gewohnt, alle aufkommenden Fragen beantwortet sowie immer mal was Süßes von den Frauen aus der Küche zugesteckt bekommen und die Zeit hier sehr genossen.

Überhaupt erleben wir hier vor allem sehr freundliche, aufgeschlossene und tüchtige Menschen, die ihrem Handwerk nachgehen, auf den Feldern schwer arbeiten und vor allem mit sich selbst zufrieden wirken. Aber wir sehen auch vermehrt junge Männer, die scheinbar keinem Beruf nachgehen.

Ein bisschen war die Angst vor allem bei Maiki verankert, dass wir hier, nach ägyptischem Vorbild, viel aushandeln müssen, oft belagert und abgezockt werden… aber außerhalb des Gerberviertels (Touri-Hotspot) ist das nicht passiert, wir erleben vor allem die freundlichen, herzlichen und ehrlichen Menschen die uns ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Von Fés wagen wir uns weiter nördlich nach Chefchaouen und hoffen auf eine weitere spannende Urlaubswoche.

Woche 2 - Ramadan

Der Norden begrüßt uns mit Wolken und 20 Grad - so haben wir uns das ja nicht vorgestellt! Chefchaouen ist hauptsächlich für seine vielen blauen Gassen bekannt, vor allem auf Instagram. Wir schlendern also ein wenig herum, allzu viel gibt es nicht zu sehen, außer eben Fotohotspots, dekoriert mit Liebe zum Detail, eine kleine Einkaufsstraße und… Katzen! Die heimlichen Herrscher*innen der Stadt liegen in großen Gruppen überall in der fehlenden Sonne und chillen. Am Freitagabend füllt sich die Stadt zu unserer Überraschung mit vielen arabischen Touristen, überall gibt es Minztee und Zuckerwatte. Wir bleiben also noch ein bisschen in unserer herrlichen Unterkunft mit dem schönen Palmengarten und beobachten das marokkanische Tourismustreiben.

Morgens fahren wir nach Meknes, auch eine der vier Königsstädte Marokkos und sind ein wenig enttäuscht. Das bekannte und wohl so schön verzierte Tor ist abgehangen, die Stadt scheint eine einzige Baustelle und der Souk besteht hauptsächlich aus gefälschten Markenklamotten. Etwas betreten suchen wir uns etwas zu essen. Morgens schauen wir uns tatsächlich die einzig geöffnete Sehenswürdigkeit an, ein Mausoleum, wunderbar verziert mit schönen Fliesen und Zedernholz - insgesamt war es aber keinen Stopp wert.

Durch ungewohnt grüne Täler, Felder und blühende Apfelbäume fahren wir wieder so langsam Richtung Marrakesch. Wir wollen auf Affensuche gehen und tatsächlich verbringen wir einen wunderschönen, tierreichen Tag im Ifrane-Nationalpark. Die Berberaffen zupfen mit ihren kleinen Händen an unseren Hosen, setzen sich hin und nehmen vorsichtig die Erdnüsse aus unseren Händen. Wie ähnlich sie in ihrem Sein den Menschen sind begeistert vor allem Linda. Unsere Unterkunft ist eine etwas schäbige, Original seit 1960 aus Lehm gebaute und kaum renovierte Berberunterkunft. Sehr urig, mit einer netten Familie, mitten im Nichts.

Von hier aus erfüllt sich für Maiki nochmal ein Wunsch, wir fahren erneut in die Berge. Über eine rostige, sehr gruselige Brücke und viele Serpentinen erreichen wir Ouzoud mit seinen bekannten Wasserfällen und wieder gibt es für Linda Affen. Also noch die ein oder andere Erdnuss verfüttert, ein bisschen den Rangeleien zugeschaut und schon geht es weiter nach Marrakesch.

Wir fahren also noch ca. 150 km und geben unseren Dacia Logan am Büro der Mietwagenfirma ab. Ja es gibt sie tatsächlich, am Rande der Medina und sehr, sehr klein in einem Bürokomplex.

Marrakesch spaltet die Gemüter und auch uns - als wir über die schier endlosen Gassen des Touri-Souks laufen. Noch nirgendwo gab es so viele Touristen wie hier und wir sind regelrecht erschlagen und gleich auch ein bisschen genervt. Und so kommt es, wie es kommen musste… “Marrakesch ist nicht Marokko!“ pflegte der weise Maiki schon vorher zu sagen. Ständiges Anquatschen, Rückgelder im Café werden einbehalten und selbst um den Kaffeepreis gilt es zu feilschen.

Der große Platz, bekannt für sein abendliches Flair, eine Ansammlung von Touris, Saft-Ständen und Tierquälern (sedierte Kobras und Affenkinder an Ketten!?). Aber wir besuchen eine schöne Koranschule sowie den Palast des Königs - leider auch mit vielen, vielen anderen Menschen, kaufen ein bisschen ein und freuen uns langsam auf zuhause.

Wirklich interessant wird es ab 18:00 Uhr, denn es ist Ramadan! Kurz vor Sonnenuntergang machen sich alle bereit das Fasten zu brechen. In Geschäften und vor Moscheen werden Tische mit Essen zurechtgestellt und auf den Ruf des Muezzins beginnen sie ihr Abendbrot, danach geht es zur Moschee. Bis etwa 20:00 Uhr scheint die Stadt still zu stehen, dann ist bis Mitternacht Volksfeststimmung, es zieht die Menschen auf die Straße!

Noch eine letzte Tajine und wir verabschieden uns aus der Wärme Marokkos. Ganz sicher werden wir wieder kommen, denn zu viel ist ungesehen und zu schön war es um nicht die vielen unbekannten Ecken entdecken zu wollen!