Vorab:
Israel ist ein schönes Land, mit einer vielfältigen Landschaft und freundlichen Menschen. Der politische und religiöse Konflikt schwingt aber immer mit und ist spür – und erfahrbar. Wobei wir nicht einmal in der Nähe der wirklichen Brennpunkte waren. Ich denke die meisten Menschen auf den verschiedenen Seiten wünschen sich nur ein friedliches Leben. Aber der Konflikt wird bestimmt und getragen durch Radikale, Populisten und Erzkonservative der verschiedenen Lager und Interessengruppen von außen – mal wieder.
Anfang:
5 ziehen los ein Land voller Widersprüche zu erleben. Ein lebens - und religionserfahrener Diakon, ein Sozialarbeiter mit latent linkem Missionsauftrag, ein fotoaffiner Computerspezialist, ein weitgereister Holzgestalter und noch so einer mit semi-amateurhaftem Geschichtsinteresse. Eine spannende Mischung und Israel bot uns viel Stoff zu diskutieren.
Die Eckpunkte unserer 10 Tätigen Reise waren: Haifa, Akko, See Genezareth, Jerusalem, Totes Meer und Wüste Negev, Eilat am roten Meer
Diese Stationen können in Anbetracht eines Landes, in welchem sich eine solche Menge an Kulturen, Religionen und geschichtsträchtigen Orten zusammenballt, nur einen ersten Eindruck vermitteln. Neben dem aktuellen Erscheinungsbild des Staates Israel, mit all seinen verschiedenen Fassetten, muss man sich auch Folgendes verdeutlichen. Wahrscheinlich hat jede Menschenart, auf ihrem Weg aus Afrika, Spuren in diesem Landstrich hinterlassen und es gibt wohl nicht viele Quadratmeter Boden, welche nicht irgendwann einmal genutzt wurden. So ist zum Beispiel die Stadt Jericho, gegründet 9000 vor Christus, die älteste durchgehend besiedelte Stadt der Welt. Man stolpert also Wort wörtlich bei jedem Schritt über Geschichte.
Ich persönlich habe Israel bis zu dieser Reise nur als permanenten Konfliktherd wahrgenommen, wobei meine Sympathien als DDR sozialisierter Mensch, klar auf der palästinensischen Seite verortet waren. Das es nicht ganz so einfach ist, wird schnell deutlich, wenn man sich mit der Geschichte Israels beschäftigt. Aber hier ist weder der Platz, noch habe ich die Kompetenz diesen ganzen Irrsinn ausreichend zu erklären. Aus diesem Grund hier meine persönlichen Eindrücke.
Haifa:
Der Schrein des Bab mit seiner imposanten Gartenanlage, welche man leider nur zu 10% betreten konnte. Kurz zur Religion. Die Bahai glauben an eine mystische Einheit aller Religionen und an die Einheit der Menschheit in ihrer Vielfältigkeit. Sie erkennen die heiligen Schriften anderer Religionen an und betrachten sie als gemeinsames religiöses Erbe. Sie gehen davon aus, dass allen Propheten der verschiedenen Religionen von einem Gott, das zu diesem Zeitpunkt Richtige mitgeteilt wurde. „Sie vertreten eine … Ethik, die sich einer humanitären Vision der gesellschaftlichen Entwicklung und des sozialen Zusammenhalts verpflichtet fühlt.“ (Wikipedia) Wow, leider nur 8 Millionen Mitglieder
Die Altstadt von Akko:
Ein Gewirr von kleinen und kleinsten Gassen. Ein malerischer alter Hafen und Reste der alten Kreuzfahrerburg. Dort auch zum ersten Mal auffällig - die israelische Variante des E-Bikes. Hat noch Pedalen, welche aber nur zum Schein bewegt werden und fährt gefühlt 40/50 Sachen – bei uns nicht zugelassen.
See Genezareth:
An dem See und in der näheren Umgebung existieren jede Menge Orte, an denen Jesus gewirkt hat. Aus Zeitgründen haben wir diese nicht besucht. Aber wir haben im See gebadet. Sehr erfrischend und spontan.
Jerusalem Altstadt:
Dank einer exklusiven Unterkunft in der Altstadt mit begehbarem Dach, konnten wir für vier Tage ein Teil von ihr sein. Bevor wir jedoch dort hinfanden, schickte uns das Navi, dank fehlerhafter Eingabe, in das orthodoxe jüdische Stadtviertel, in dem es dieselbe Adresse gab. Eine völlig fremde Welt. In sich geschlossen und das orthodoxe Judentum für mich mit all seinen Regeln und Vorschriften wie aus der Zeit gefallen.
In der Altstadt Herden von normalen und religiösen Touristen, die sich durch die Stadtviertel bewegen. Dutzende besuchte Kirchen. Arabischer Basar. Synagogen, welche wir betreten durften. Tiefe christliche Gläubigkeit, die so an Symbolen haftet, dass selbst ein erst vor 100 Jahren aufgestellter Salbstein Jesu, zu Gerangel unter den Gläubigen führt und sich in der Grabeskirche die Vertreter der verschiedenen christlichen Religionen - ob Kompetenzfragen - schon mal an den Bärten ziehen.
Der Tempelberg – hier waren wir auch Zeugen einer Provokation, die zeigte wie fragil der Frieden zwischen den Religionen ist. Touristen die an der Klagemauer zwischen den betenden orthodoxen Juden stehen, diese und sich fotografieren. Hier und an anderen Stellen, ein wenig religiöses Disneyland. Und zwischen allem - die Begegnung mit der schönsten Backwarenverkäuferin Jerusalems.
Eingemauerte palästinensische Autonomiegebiete – 9m hohe Mauern. Für uns Fotomotiv, nicht zuletzt wegen der beeindruckenden Graffiti. Für die Bewohner Alltagsrealität mit Checkpoints, Einschränkungen und allen Folgeerscheinungen.
Die nationale Erinnerungsstätte für den Holocaust Yad Vashem. Für mich eine hoch emotionale Erfahrung. Ich bewundere den Architekten der Erinnerungsstätte dafür, dass er es geschafft hat, ein Gebäude zu entwerfen, welches einen durch das Grauen führt und trotzdem mit Hoffnung in die reale Welt entlässt.
Das Tote Meer:
Zu wissen das man oben schwimmt ist das Eine. Aber zu erleben wie ein Korken an die Wasseroberfläche zu ploppen, ist etwas ganz anderes.
Rotes Meer und Wüste Negev:
Auf der Fahrt durch die Wüste kilometerlange grüne Plantagen – kaum vorstellbar, dass das nachhaltig möglich ist. Eine israelische Siedlung auf einem Hügel. Vom Eindruck einer Vorstadt-Eigenheimsiedlung in Deutschland vergleichbar, inklusive gepflegter Vorgärten. Keinen Kilometer entfernt eine Beduinensiedlung, staubtrocken, Müll, armselig erscheinend, wie ein Slum.
Neben der Straße zerschossene Panzer und alte Schützengräben. Grenzzäune bis zum Horizont. Stacheldraht ohne Ende, am Himmel eine Gruppe Kampfhubschrauber. Nach einem Regenguss ein spontaner Wasserfall und eine unter Wasser stehende Straße – auch das ist möglich.
Schnorcheln am Korallenriff, wie immer ein beeindruckendes Erlebnis. So wie auch die Stille der Wüste und die wunderschönen Felsformationen, bei unseren kleinen Wanderungen.
Israel ist eine Reise wert! Robert L.