Liebe Freunde der Einöde und Einsamkeit – wir haben einen Reisetipp für euch: MONGOLEI.
3 Wochen liegen hinter uns, 3 Wochen Mongolei, ein Land welches so viel aber gleichzeitig auch so wenig zu bieten hat.
Angefangen hat unsere Reise in der Hauptstadt Ulan Bator oder auch UB, wie die Einheimischen und mit der Zeit auch Alex und Maik zu sagen pflegten. Eine scheinbar westlich orientierte Stadt, die sich einrahmt in die klassisch kommunistische Architektur. Etwas unterkühlt, aber durchaus trinkfreudig und damit zu späterer Stunde doch wieder herzlich, begrüßten uns die Nachkommen des großen Dschingis Khan. Nach nur 2 Nächten Aufenthalt verlassen wir die Betonstadt und schon bald, nach wenigen Verkehrstaus begrüßt uns das, was uns auch in die Mongolei getrieben hat. Weite, Einsamkeit und selige Ruhe, zumindest fast. Denn wie bereits erwähnt sind die Mongolen dem Alkohol keines abgeneigt, und gleich gar nicht dem Campen. Was für uns, gerade am Wochenende, eine himmlische Konstellation war. Grundsätzlich erfreuten wir uns mongolische Zeltnachbarn zu haben, denn damit war zumindest gewährleistet, dass wir mit unserem gelben Zeit in den Weiten keine besondere Aufmerksamkeit auf uns zogen. Doch gerade am Wochenende konnten nächtliche Partys einem schon mal das Schlafen erschweren. War es jedoch ruhig, war es einfach nur bezaubernd.
Pure und wilde Natur wohin das Auge blickt. Seien es Kuhherden, wilde Pferde, Herden unseres heißgeliebten Yaks, Adler, Murmeltiere oder auch Kamele – oft hielten wir an und erfreuten uns der reichen Tierwelt. Doch nicht nur unsere Augen erfreuten sich der Tierwelt. Auch unsere Mägen wurden verwöhnt. An den Geschmack des Yaks mussten wir uns zu Beginn doch etwas gewöhnen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es nach der ersten Woche nicht mehr riechen, geschweige denn essen konnte. Maik und besonders Alex, der schon seit Jahren vegetarisch lebt, genossen allabendlich und manchmal auch schon morgendlich eine kräftige Yak-suppe, oder Yak-Spieß, oder Yak-gefüllte Teigtaschen. Besonders nahe kamen wir der Tierwelt oft und einige Male durften wir sogar Handanlegen. Beispielsweise am Chöwsgöl See, tief im Norden des Landes, schon sehr nahe an der russischen Grenze: Lange suchten wir da nach einer Unterkunft, denn an Zelten war nachts bei Temperaturen um den Gefrierpunkt gar nicht zu denken. Gefunden hat uns unser Reiseleiter Maik dann eine von Frauen dominierte Viehzucht. Nach anfänglichem Misstrauen durften wir dann doch unter Anleitung und Beobachtung die Kühe melken. Für mich wirklich eine tolle Erfahrung, die auch den anderen Beiden sichtlich Freude bereitet hat. Zum Ende unserer Reise verschlug es uns dann nochmals in eine Jurten-Unterkunft geführt von einer Ziegenhirtenfamilie. Hautnah durften wir dabei sein, wie innerhalb einer Stunde eine Ziege geschlachtet wurde. Ohne die Gefühle der Leser jetzt verletzen zu wollen, solch altes „Handwerk“ habe ich in der Form noch nicht miterleben dürfen. Was einem letztlich dann doch die Einsicht bringt, dass wir wohl ohne unsere Supermärkte in der freien Natur nur schwerlich überleben könnten.
Anfangs sprach ich von unseren treuen Wegbegleitern: Einöde und Einsamkeit. Dank Alex‘ unvergleichbarer Vorbereitung bezüglich Navigation, waren wir stets im Bilde wo wir sind und in welche Richtung wir müssen. Ausgenommen von den wenigen asphaltierten Straßen hatten wir es größtenteils mit Piste zu tun. Doch nicht etwa mit einer Piste, teilweise eröffneten sich uns an die 10 verschiedenen befahrbaren Routen in mitten von wunderschöner Natur. Klingt romantisch und nach Abenteuer? Natürlich, wenn man es schafft das mulmige Gefühl zu unterdrücken, sich der Tatsache bewusst zu sein möglicherweise 100km von der nächsten Ortschafft entfernt zu sein – in beide Richtungen. Das heisst jede Entscheidung sollte wohl überlegt und bedacht sein. Doch wären wir keine Weltenbummler, wenn wir uns nicht an die heimischen Sitten und Bräuche anpassen könnten. 3-mal im Uhrzeigersinn um den Ovoo gelaufen und zum Schluss noch etwas Essbares oder Geld geopfert und weiter geht die pannenfreie Reise. Die teilweise sehr großen Steinhaufen haben uns in den Wochen den Rücken mehr als freigehalten. Gut, bis auf einen Steinschlag in der Windschutzscheibe, der später dann noch quer durch das Sichtfeld gerissen war, kamen wir ohne jegliche Vorkommnisse aus und sicher wieder in UB an. Ein besonderes Highlight erlebten wir kurz vor Ende unserer Reise.
Da wir im Süden des Landes, in der Gobi vornehmlich mit offenen Fenstern gefahren sind, brachten wir eine ganze Menge an Wüstensand zurück in die Hauptstadt. Den überhöhten Reinigungsaufschlag schon vor Augen entschieden wir uns das Auto nochmal so richtig reinigen zu lassen. Gesagt getan – Handwäsche natürlich. Auch der Reiniger schaute nicht schlecht als er unser Auto von innen sah und verdoppelte kurzer Hand der Preis. Zugegebener Maßen war das auch mehr als gerechtfertigt. Also dann, den kompletten Hausstand aus dem Auto geräumt und in das sich an die Waschanlage anschließende Restaurant eingelagert. Wir begannen nun freudig unser Gepäck neu zu organisieren und für den Abflug am nächsten Tag fertig zu machen, als wir plötzlich von der Reinigungskraft zu unserem Auto gerufen wurden. Sichtlich verunsichert versuchte man uns zu erklären, dass wohl Wasser in der Elektronik der Grund dafür sei, dass das vordere Fahrerfenster nicht mehr geschlossen werden könne. Nachdem war bemerkten das bei anderen Autos die Türen innen mit dem Hochdruckreiniger gesäubert wurden, unterstützten wir dessen Wasserthese. Nach schier unendlicher Diskussion und mehreren, glücklicherweise von uns unterbundenen Reparaturversuchen, mussten wir das Auto so wieder abgeben. Und wenn es nicht geschlossen ist, dann zieht auch heute noch der Wind ins Auto – denn bis heute haben wir nichts mehr von der Vermietungsfirma gehört.
Wie es nun mittlerweile schon Tradition ist, möchte ich mich auch diesmal wieder bei meinen zwei besten Reisebegleitern, die man sich wünschen kann, für das tolle Abenteuer bedanken. Zudem möchte ich noch den vorjährigen Indientext um die wehledige Passage am Ende korrigieren und mich gesondert bei Maik bedanken. Denn aufgrund seiner geänderten Reisepläne während seines Sabbatjahres machte er diese Reise, in gewohnter Konstellation, möglich!
Ronny