2.3.2019, Tag 49, km: 2760
Murray Bridge
Schon wie so oft ist auch heute wieder der Murray River die geeignetste Abkühlung. Wieder steht das Thermometer bei 42 Grad im Schatten. Vor 2 Tagen waren wir zurück an „unserem“ Fluss und hatten damit nach über 2800 km unsere Runde fast geschlossen. Bis nach Adelaide, von wo unser Rückflug geht, ist es nicht mehr weit. Nach der Great Ocean Road ging unsere Strecke erst einmal Richtung Norden in das Landesinnere. Einsame Straßen führten uns durch die bewaldeten Berge der Grampian Mountains. Für uns Grund genug auch mal die Räder stehen zu lassen und durch die faszinierende Felslandschaft zu wandern. Mit den Leuten hier kamen wir ja gut klar, aber wie sah es eigentlich mit den Tieren aus?
Die mit Abstand nervigsten sind die Kakadus, die eindringlich und ausdauernd kreischen. Sie sind immer und überall, oft in Gruppen von mehreren hundert Tieren. Gern stehlen sie auch Dinge, die um die Zelte verteilt umher liegen. Manchmal sind sie wenigstens Nachts ruhig. Doch dann treten andere Tiere hervor. Das Opossum zum Beispiel klettert gern mal auf das abgestellte Fahrrad und schnüffelt überall herum.
Mit herannahender Dämmerung kommen auch die Wappentiere angehüpft. Kleine, große und ganz große grasen gesellig zwischen Wohnwagen, Hütten und Zelten. Das heißt, wenn man Nachts auf der Isomatte liegt, spürt man unter sich deutlich die mäßig bis mittelmäßigen Erschütterungen, durch das Hüpfen der Kängurus hervorgerufen. Manchmal versuchen sie auch mit spitzer Zunge lautstark das Grass unter dem Vorzelt zu ernten. Im Einklang mit den Kakadus und anderen gefiederten Freunden stimmt auch der Kookaburra seine Gesänge an. Man kann deutlich hören, warum er von den deutschen Einwanderern der „lachende Hans“ genannt wurde.
Mit Schlangen hatten wir glücklicherweise nur flüchtige Begegnungen, und die fanden aus sicherer Entfernung statt. Die Emus laufen eifrig vor uns weg, weil sie Fahrräder nicht kennen und Pelikane interessieren sich gar nicht für uns.
Wieder hatten wir weite Strecken mit wenig Zivilisation und Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel vor uns. Mit Boy, dem Holländer verstanden wir uns super und waren damit dauerhaft zu dritt unterwegs. Es wurde immer trockener, auf Karten eingezeichnete Seen waren nur noch ausgetrocknete Senken oder Salzpfannen. Einmal in Natimuk folgten wir einem Hinweisschild zu einem Campingplatz am See. Bei 38 Grad dachte ich, eine Bleibe mit Gewässer ist eine gute Idee. Aber weit gefehlt, auch hier gab es nur eine riesige Ebene ohne einen Tropfen Wasser, ein Bootsanlegesteg zeugt noch von dem, was dort einmal war. Wir bauten als einzige Gäste in der trostlosen Trockenheit unsere Zelte auf. Obwohl nirgends ein Nadelbaum zu sehen war, lag ein großer Zapfen im Sand. Komisch, den wollte ich mir genauer ansehen. Doch plötzlich bewegte er sich, lief weg und drehte sich um. Mit weit aufgerissenem Maul und einer blau leuchtenden Zunge in der Mitte fauchte er mich an. Es war eine Lizzard – Art, die hier vorkommt.
Noch verwunderter war ich gestern, als wir nach gut 90 Tageskilometern hier in Murray Bridge einrollten. Plötzlich kroch eine braune, recht behaarte Spinne aus meiner Lenkertasche und lief zügig über die darauf angebrachte Landkarte. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich bin überhaupt nicht erschrocken bei ihrem Anblick. Wie lange hat dieser immerhin 9 cm im Durchmesser gemessene „Huntsmann Spider“ schon in meinem Handschuhfach zwischen Fotoapparat, Pass, Geld, Müsliriegeln und anderem Kleinkram gewohnt? Nachts also immer in Griffweite mit mir im Zelt geschlafen? Ich beschloss, ihn wieder der Natur zurück zu geben, wenn auch wahrscheinlich hundert Kilometer von seinem zuhause entfernt.
Am letzten Tag dieser Reise kam dann auch noch eine Überraschung, an die ich nicht mehr geglaubt hatte.
In den Adelaide Hills, auf der Fahrt zum Flughafen, sozusagen als Abschiedskommando, saßen 2 Koalabären im Baum. Nein, sie winkten uns nicht, aber einer der beiden machte mit lautem Gebrüll auf sich aufmerksam. Wir konnten sie ganz in Ruhe bewundern und bis auf 2 Meter an diese knuffigen kuschelweichen Gesellen herantreten, die überhaupt nicht scheu waren. Bis einer von beiden sich bequem in die Astgabel klemmte und einschlief.