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März 2018 Australien

Australiens lustige Tierwelt

Jens, Mario

2.3.2019, Tag 49, km: 2760

Murray Bridge

Schon wie so oft ist auch heute wieder der Murray River die geeignetste Abkühlung. Wieder steht das Thermometer bei 42 Grad im Schatten. Vor 2 Tagen waren wir zurück an „unserem“ Fluss und hatten damit nach über 2800 km unsere Runde fast geschlossen. Bis nach Adelaide, von wo unser Rückflug geht, ist es nicht mehr weit. Nach der Great Ocean Road ging unsere Strecke erst einmal Richtung Norden in das Landesinnere. Einsame Straßen führten uns durch die bewaldeten Berge der Grampian Mountains. Für uns Grund genug auch mal die Räder stehen zu lassen und durch die faszinierende Felslandschaft zu wandern. Mit den Leuten hier kamen wir ja gut klar, aber wie sah es eigentlich mit den Tieren aus?

Die mit Abstand nervigsten sind die Kakadus, die eindringlich und ausdauernd kreischen. Sie sind immer und überall, oft in Gruppen von mehreren hundert Tieren. Gern stehlen sie auch Dinge, die um die Zelte verteilt umher liegen. Manchmal sind sie wenigstens Nachts ruhig. Doch dann treten andere Tiere hervor. Das Opossum zum Beispiel klettert gern mal auf das abgestellte Fahrrad und schnüffelt überall herum.

Mit herannahender Dämmerung kommen auch die Wappentiere angehüpft. Kleine, große und ganz große grasen gesellig zwischen Wohnwagen, Hütten und Zelten. Das heißt, wenn man Nachts auf der Isomatte liegt, spürt man unter sich deutlich die mäßig bis mittelmäßigen Erschütterungen, durch das Hüpfen der Kängurus hervorgerufen. Manchmal versuchen sie auch mit spitzer Zunge lautstark das Grass unter dem Vorzelt zu ernten. Im Einklang mit den Kakadus und anderen gefiederten Freunden stimmt auch der Kookaburra seine Gesänge an. Man kann deutlich hören, warum er von den deutschen Einwanderern der „lachende Hans“ genannt wurde.

Mit Schlangen hatten wir glücklicherweise nur flüchtige Begegnungen, und die fanden aus sicherer Entfernung statt. Die Emus laufen eifrig vor uns weg, weil sie Fahrräder nicht kennen und Pelikane interessieren sich gar nicht für uns.

Wieder hatten wir weite Strecken mit wenig Zivilisation und Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel vor uns. Mit Boy, dem Holländer verstanden wir uns super und waren damit dauerhaft zu dritt unterwegs. Es wurde immer trockener, auf Karten eingezeichnete Seen waren nur noch ausgetrocknete Senken oder Salzpfannen. Einmal in Natimuk folgten wir einem Hinweisschild zu einem Campingplatz am See. Bei 38 Grad dachte ich, eine Bleibe mit Gewässer ist eine gute Idee. Aber weit gefehlt, auch hier gab es nur eine riesige Ebene ohne einen Tropfen Wasser, ein Bootsanlegesteg zeugt noch von dem, was dort einmal war. Wir bauten als einzige Gäste in der trostlosen Trockenheit unsere Zelte auf. Obwohl nirgends ein Nadelbaum zu sehen war, lag ein großer Zapfen im Sand. Komisch, den wollte ich mir genauer ansehen. Doch plötzlich bewegte er sich, lief weg und drehte sich um. Mit weit aufgerissenem Maul und einer blau leuchtenden Zunge in der Mitte fauchte er mich an. Es war eine Lizzard – Art, die hier vorkommt.

Noch verwunderter war ich gestern, als wir nach gut 90 Tageskilometern hier in Murray Bridge einrollten. Plötzlich kroch eine braune, recht behaarte Spinne aus meiner Lenkertasche und lief zügig über die  darauf angebrachte Landkarte. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich bin überhaupt nicht erschrocken bei ihrem Anblick. Wie lange hat dieser immerhin 9 cm im Durchmesser gemessene „Huntsmann Spider“ schon in meinem Handschuhfach zwischen Fotoapparat, Pass, Geld, Müsliriegeln und anderem Kleinkram gewohnt? Nachts also immer in Griffweite mit mir im Zelt geschlafen? Ich beschloss, ihn wieder der Natur zurück zu geben, wenn auch wahrscheinlich hundert Kilometer von seinem zuhause entfernt.

Am letzten Tag dieser Reise kam dann auch noch eine Überraschung, an die ich nicht mehr geglaubt hatte.

In den Adelaide Hills, auf der Fahrt zum Flughafen, sozusagen als Abschiedskommando, saßen 2 Koalabären im Baum. Nein, sie winkten uns nicht, aber einer der beiden machte mit lautem Gebrüll auf sich aufmerksam. Wir konnten sie ganz in Ruhe bewundern und bis auf 2 Meter an diese knuffigen kuschelweichen Gesellen herantreten, die überhaupt nicht scheu waren. Bis einer von beiden sich bequem in die Astgabel klemmte und einschlief.

Februar 2019 Australien

Melbourne, anschlagen und zurück

Jens, Mario

17.2.2019, Tag 36, km 1902

Warrnambool

Während unzählige fliegende Hunde in der Krone der Platane über mir herum kreischen, versuche ich die letzten Wochen zusammen zu fassen. Wir folgten unserer Strecke entlang des Murray Rivers noch einige Tage. So bereicherte auch Jens' Anglerglück unseren Speiseplan: neben dem Wallnussbrot aus dem Campingküchenofen landete so ein Karpfen von beachtlicher Größe auf unseren Tellern. Sie zählen hier als eingeschlepptes Ungeziefer und werden nur selten gegessen. Wir freuen uns....

Oft konnten wir unsere Lebensmittelvorräte an kleinen Ständen mit Kassen des Vertrauens am Straßenrand aufstocken. Frisch von der Farm: Eier, Obst und Gemüse, meist zu fairen Preisen. Inzwischen waren die Temperaturen auch erstmalig unter 35 Grad gefallen. Als Gegenleistung gab es häufig kräftigen Gegenwind, manchmal lagelang.

In Creswick trennten sich für einige Tage unsere Wege. Jens hatte mehrere Tage Computerarbeit vor sich, so fuhr ich erst mal allein weiter. Ich hatte mich bei Melton über Warmshowers bei einer Gastfamilie angemeldet und hatte so auch mal etwas Abwechslung vom Leben auf  Campingplätzen. So fand ich auf einer Farm bei Ruth und Dave in einem herrlichen alten Lehmhaus eine schöne Unterkunft. Sie bereiteten mir eine herzliche Zeit, mit allerlei kulinarischen Hihglights gespickt. Im angrenzenden Weideland der weitläufigen Farm sprangen nun endlich auch einige Kangarus umher. Die hatten mir wirklich in der letzten Zeit gefehlt. Ich konnte auch einen großen Nasenigel beobachten, als er ganz in Ruhe in der Erde nach Futter wühlte.

Ich ließ einen Teil meines Gepäcks zurück und machte mich auf den Weg nach Melbourne. Ewig zogen sich die 75 km, die ich bis zum Stadtteil Preston brauchte. Schuld daran waren gesperrte Straßen im Speckgürtel dieser enormen Großstadt. So kämpfte ich mich zwischen riesigen Trucks durch den dicken Verkehr der Industriegebiete, alles ohne Randstreifen. Nicht ganz ohne der Spaß. Radwege gab es dann erst im Inneren der Metropole wieder.

Auch hier wurde ich wieder herzlich empfangen. Munza und Steve, ich kannte sie aus Girona, sind Verwandte meiner katalanischen Freunde. Sie hatten mich in ihr Haus nach Melbourne eingeladen. Der Besuch der Hauptstadt Victorias dauerte gerade mal 22 Stunden und war angefüllt mit Treffen von Freunden und gemeinsamem Sightseeing in Downtown Melbourne. Es war für mich der Umkehrpunkt der gesamten Australienreise. Von nun an ging es, wenn auch auf anderer südlicherer Route, zurück. Die Eltern von Steve waren vor über vierzig Jahren aus Griechenland hierher eingewandert. Ihre Gastfreundschaft und das gute griechische Essen haben sie sich jedoch bewahrt. Somit wurden wir nicht nur zum üppigen Mahl eingeladen, sondern auch noch meine Taschen mit feinsten Speisen bis zum Bersten gefüllt. Seine Mutter konnte nicht aufhören: mit breitem Grinsen im Gesicht befüllte sie eine Plastikschachtel nach der anderen. Ich versuchte sie in ihrem Tun zu stoppen, doch das gelang mir nicht wirklich. Teigtaschen, gefüllte Weinblätter, feinste Oliven und Fetakäse, Walnusskerne und selbst gebackene Kekse. Das war schon etwas unangenehm. Aber erst als ich das Bündel Bananen ganz oben auf meinem Schachtelhaufen balancierte, öffnete sie mir die Wohnungstür und ich durfte gehen. Nun erst konnte ich meine Rückreise antreten. Ich verabschiedete mich bei allen, unauffällig bekam ich noch ein kaltes Bier in die Tasche geschoben. Für die Ausfahrt aus der Stadt fand sich sogar noch eine bedeutend angenehmere Strecke. Am Abend angekommen bei meinen Gasteltern wartete bereits wieder ein opulent gedeckter Tisch zum Dinner. Unglaublich!!!

Ruth hatte mich eindringlich vor Schlangen gewarnt. Die wären in der Dunkelheit wohl oft hier, natürlich  die giftigsten, wie sie sagte. Unter der Tür meiner Behausung befand sich ein Spalt, wo so einiges durchkriechen könnte. Endlich war ich mal abgetaucht in das echte australische Leben und bekam die volle Breitseite der Gastfreundschaft zu spüren. Die gebe ich gern weiter, wenn im Europäischen Sommer wieder Radfahrer aus den verschiedensten Ländern vor meiner Tür stehen.

Als ich wieder auf dem Rad saß um mich mit Jens in Geelong zu treffen, war das harte Arbeit. Ich brauchte fast 8 Stunden (reine Fahrzeit) für nur 65 km! So stark war der Wind. Eigentlich kann ich  nicht mehr Wind sagen, es war ein Sturm und der kam genau von Süden, also von vorn, mit einer Windstärke 7. Wer segelt, kann gut einschätzen, was das heißt. Uns stand jetzt die wohl landschaftlich schönste Strecke bevor, die „Great Ocean Road“. Dafür hatten wir auch genügend Zeit eingeplant: wandern, mal an einem Ort bleiben und die Küstenstraße genießen: Leuchtend blaues Meer, in allen Farben schimmernde Kliffs, Traumstrände und reife große Brombeeren am Straßenrand. Natürlich zog das Vorzeige - Australien nicht nur uns an. Die Touristenkaravane war hier besonders groß. Aber wir hatten Glück: durch einige Baustellen wurde der Verkehr oft angestaut. Dann kam für kurze Zeit eine lange Schlange Fahrzeuge, aber danach konnten wir längere Zeit ungestört dahin radeln, unterbrochen nur von Fotostopps und dem Ernten der leckeren Früchte. Die Strecke führte durch Regenwälder, dann wieder entlang wunderschöner Küstenlandschaft. Es ist längst nicht alles flach, von Apollo Bay sind es gleich mal 1000 Höhenmeter hoch durch das Inland und dann wieder runter ans Meer. Das einzig wirklich gefährliche waren die unglaublich vielen chinesischen Touristen für uns Radfahrer! Oft schossen sie im Auto über den Randstreifen heraus, manchmal nur wenige Zentimeter an uns vorbei. In Lorne am Jetti, einer Seebrücke sahen wir viele Angler, die ihr Glück im offenen Meer versuchten. Jedoch wohnt genau unter der Brücke auch eine Robbe, eine verdammt faule: Sie wartet genau auf den Moment, das konnte ich mehrfach beobachten, bis einer der Angler seinen Fang bereits siegessicher herankurbelt, um ihn hoch zu ziehen. Sozusagen maulgerecht serviert, wird dann der Fisch von der Robbe abgepflückt. „Danke Angler“! Pinguine, die armen kleinen Kerle, gab es leider bisher nur breit gefahren auf dem Asphalt.

Dann trafen wir nach über 4 Wochen auch den ersten Fernradfahrer. Er ist seit 5 Monaten unterwegs, kommt aus Amsterdam und hat den kuriosen Vornamen Boy. So geht’s erstmal im Dreier - Team weiter.

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Januar 2019 Australien

Kaltstart zum Hitzerekord

Jens, Mario

24.1.2019, Tag 12, km: 429

„Kaltstart zum Hitzerekord“

Um 17 Uhr südaustralischer Zeit saß ich gerade mal vertretbare 10 Meter vom Ufer des kühlenden Murrey River in Waikerie entfernt. Über mir dösten lethargisch gut 2 Dutzend Kakadus in der Krone des Eukalyptus. Eine Großfamilie Australier lag schon seit einiger Zeit mit Kind und Kegel im Fluss, nur wenige Meter entfernt. Und auch ich machte das seit Stunden. Es waren 48 Grad Celsius im Schatten! Selbst die Tankstellen hatten ihren Betrieb aus diesem Grund eingestellt. In mehreren Orten hier im Süden Australiens sind schon alte Temperaturrekorde gebrochen worden.

Am Vorabend waren nach 21 Uhr  immer noch 40 Grad, obwohl die Sonne bereits mit ihrem imposanten Lichtspiel am Horizont verschwunden war. Wie ein enormer Föhn wehten heiße Winde durch die trockene Gegend und versenken alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Es sind sage und schreibe 59 Grad Temperaturunterschied zu meiner Freundin daheim. Die Fotos, die wir uns schicken, könnten unterschiedlicher nicht sein.

Noch vor 2 Wochen saß ich mit ihr in den Tiroler Bergen im tiefsten Schneechaos. Es schneite tagelang und jeden Morgen waren wieder 60 cm Neuschnee gefallen. Das Weiß türmte sich meterhoch, Katastrophenalarm wurde ausgerufen und ganze Täler waren unerreichbar. Das Militär musste Hausdächer von der Schneelast befreien und eingeschlossene Gemeinden versorgen. Während dieser Woche hatte ich mein Auto im sächsischen Erzgebirge abgestellt. Aber auch dort gab es Schneefallrekorde. Wir brauchten 2 Stunden zu dritt, um das Auto wieder auszugraben und auf die Straße zurück zu bekommen. Ein weißer Haufen, unter dem man nicht mal ein Auto vermutet hätte.

Aber nun mal der Reihe nach. Nach den vielen Jahren, denen ich Europa im Winter den Rücken gekehrt hatte, sollte es diesmal etwas anders werden. Wegen der goldenen Hochzeit meiner Eltern wartete ich bis Mitte Januar mit der Abreise. Im November und Dezember ließen sich trotzdem interessante Touren mit Freunden nach Palästina, Israel und Gomera einbauen. Sehr besonders war für mich nach fast 20 Jahren winterlicher Abwesenheit der Schnee. Und dann gleich so viel! Selbst das Ski fahren ging noch einigermaßen.

Nun bin ich mit Jens, mit dem ich bereits mehrfach auf längeren Reisen war, in Australien. Flugbedingt verbrachten wir erst mal einen Tag in Dubai, hatten ein einfaches Hotel zwischen Wolkenkratzern und dem geschäftigen Hafen. Da, wo Unmengen alter hölzerner Boote von jenseits des Golfes be - und entladen wurden, pulsiert das Leben des Orients. Eine gute Option sich den langen Flug aufzuteilen und damit auch noch etwas günstiger ans andere Ende der Welt zu gelangen. So waren die verbleibenden 12 Stunden Flugzeit mit der Emirates Airline recht entspannt. Die  unzähligen Filme im Bordprogramm (Nun habe ich den „Gundermann“ - Film auch endlich gesehen!) und verhältnismäßig gutes Essen ließen die Zeit angenehm vergehen. Der Landeanflug jedoch war ganz und gar nicht angenehm. Starke Turbulenzen erfassten die Boing 777 kurz vor der Landung. Es schleuderte enorm, einige Handgepäckfächer flogen auf, viele Passagiere wurden unruhig. Als uns nur noch wenige hundert Höhenmeter und ca. 1 Kilometer von der Landebahn trennten, entschied sich der Pilot, die Landung abzubrechen. Die Motoren heulten auf und der Luftbus bog nach oben ab. Supergut für jeden einzelnen Passagier auf seinem persönlichen Monitor zu sehen: die Sicht von der Cockpit - Kamera! Eine weitere Runde über den Ozean und beim zweiten mal gelang alles, wie es sein sollte. Wir setzten sanft in Adelaide auf. Die Einreise klappte problemlos und um 23 Uhr Ortszeit hatten wir bereits bei 32 Grad warmem Abendwetter vor dem Flughafen unsere Fahrräder zusammengebaut. 

Am ersten Tag mussten wir einige Sachen kaufen. Wegen des Gepäcklimits konnten wir nicht das komplette Camping - Equipment von zu Hause mitbringen. Es ließ sich aber alles rasch organisieren. Natürlich war auch das Anbaden im nahen Ozean wichtig! Auf einem der unzähligen Radwege gab es dann schon den ersten Zusammenstoß. Nein, der Linksverkehr ist mir sehr vertraut, der Gegner kam in diesem Falle allerdings von oben, oben links aus der Baumkrone. Es war ein farbenprächtiger, nicht gerade großer Papagei, der sich auf mich oder besser meine Lenkertasche stürzte. Warum er mich ins Visier genommen hatte, weiß ich nicht. Aber ich hoffe, es geht ihm inzwischen wieder gut. 

Adelaide, die Hauptstadt der Provinz Südaustralien, verließen wir Richtung Nordost in die Weinanbaugebiete des Barossa Valley. Auf wenig befahrenen Straßen, hatten wir teilweise durch lange Alleen etwas Schatten. Die Landschaft verwandelte sich in Farmland. Flussläufe begleiteten uns. Uns fiel sofort die große Akzeptanz der Autofahrer uns gegenüber auf. Beim Überholen wechseln sie meist komplett die Fahrbahn. Super! Als ich am ersten Morgen aus dem neuen Zelt kroch, eröffnete sich der Blick auf das Reiseland für die nächsten Wochen mit voller Brillianz. Der eindringliche Geruch der Eukalyptusbäume, die klaren Farben, die die Morgensonne sanft über die Landschaft legte, das Schreien der Kakadus. Dies waren Dinge, die mich sofort an vergangene Reisen durch Australien erinnerten. Meine Freude, genau da jetzt wieder aufs Rad steigen zu dürfen, war riesig. Klar, auf unserer Rundtour durch das Barossa Valley, gehörte ein  Besuch mit Verkostung auf einem der unzähligen Weingüter dazu. Das Wetter bestimmt die Streckenauswahl für die nächsten Tage oder vielleicht auch Wochen, genau genommen eher die Hitzewelle, die sich hier breit gemacht hat. So beschloßen wir, zum Murrey River zu fahren und ihm zu folgen. Er fließt über 2500 km durch den Süden dieses Kontinentes und verspricht genügend Abkühlung bei Radfahrtagen über 40 Grad. Die Ortschaften mit Versorgungsmöglichkeiten sind nicht so weit von einander entfernt. So konnten wir kurze Fahrtage planen.

In Blanchtown trafen wir also erstmals unseren breiten braunen warmen Fluss. Nach wenigen Sekunden lag ich samt Klamotten drin. Das sollte in den nächsten Tagen regelmäßig passieren. Kurios war die sehr feiste Besitzerin des nahen Campingplatzes. Sie zeigte uns als erstes ein Video von einer Brownsnake (der zweitgiftigsten Schlange der Welt) Sie schwamm hier über den Fluss und kroch über die Wiese. Wir waren wenig beeindruckt und fragten trotzdem nach einem Platz für unsere Zelte. Dann begann sie von ganz bösen giftigen Spinnen zu erzählen, die hier überall sind. Und dass wir doch auch einen Kilometer weiter unten umsonst campen könnten. Aber vielleicht sterben wir ja auch alle an der bösen Hitze oder das Gehirn vertrocknet. Die folgenden Tage mussten früh beginnen, zu Sonnenaufgang waren die Temperaturen noch erträglich und alles leuchtete in den Farben des Morgens. In Berri führt die einzige Straße, der Sturt Highway, die es Richtung Osten gibt, 160 km geradewegs durch eine trockene Savannen - ähnliche Landschaft. Um 7 Uhr früh saßen wir auf den Rädern, jeder von uns hatte 6 Liter Wasser aufgeladen und Essen natürlich auch. Mich machen die vielen, vielen toten Kängurus am Straßenrand traurig. Sie sind nachtaktiv und springen in die Lichtkegel der LKW, die hier durchdonnern. Bremsen können die bis zu 60 Meter langen Fahrzeuge nicht, da geht’s einfach drüber. Manchmal liegen auf nur einem Kilometer 10 tote Tiere. Das ist kaum zu glauben, so geht man doch nicht mit seinem Wappentier um!

Nach 110 km fanden wir ein ganz kleines Dorf, mit Campingplatz an einem See! Unglaublich, wir blieben und feierten mit den Australiern ihren Nationalfeiertag. Noch unglaublicher war, dass uns am selben Abend der Sturm unsere Zelte schwer lädiert hat und danach noch ein nächtlicher Regenguss folgte. Und das mitten der Wüste!

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