18.04.2017 - Ostern!... Meine Güte, sind wir Deutschen langweilig... Picknick, Eier suchen... Na gut, Osterreiten mag ganz hübsch sein. Aber die Spanier wissen, wie man Ostern feiert! Und wir waren dabei! In den Straßen Setenils voller Menschen, Alkohol, Gewehre werfender und Trompeten spielender Soldaten und, ich muss es so sagen, Kuklux-Clan-verkleideter Gläubigen und starken leidenden Männern, die tonnenschwere Altäre durch die steilen Straßen schleppen. Toll!
So, was gibt's noch. Ich bin wieder kerngesund und erfreue mich wieder vollends meines Ranchlebens. Maik tut das nach wie vor und, haltet euch fest, führt die Pferde mittlerweile zaumfrei von und auf die Koppel... Wow :-) Heute hatte er seine erste Reitstunde seit wir hier sind. Mahali und er haben es spitze gemacht. Ich finde, es sieht sehr professionell aus und einige wenige Stündchen noch und dann ist er sattelfest. Yüpiiiii! Es wird ;-)
Heute und gestern waren wir mit den neuen Gästen reiten. Drei Stunden durch die Weiten Andalusiens...Wundervoll!!!
Ab heute wird Maikis Mama bei uns sein. Darauf freuen wir uns riesig. So schön es hier ist, Kaffee an der Koppel, krummelnde Pferdchen, die sich auf ihr Frühstück freuen, das befriedigende Gefühl, auf eine fertig gemistete Koppel zurück zu schauen... Wir freuen uns einige Tage die tägliche Arbeit hinter uns zu lassen und mit Carola Andalusien unsicher zu machen!
23.04.2017 - Viereinhalb Tage mit Carola und ihrem magentablauen Skoda liegen hinter uns. Wir haben eine Menge erlebt. Gemeinsam haben wir unser Nachbardorf Setenil de las Bodegas erkundet. Maiki kennt das wie seine eigene Westentasche weil er dort schon einige Male Noah und dessen jugendlichen Leichtsinn hin gefolgt ist. 40 Minuten pro Weg zu Fuß...diese Strecke legt unser hiesiger Mitbewohner im zarten Alter von 17Jahren geschätzte viermal in der Woche zurück. Einfach um zu chillen, wie er immer sagt. Die jungen Leute... Ich warte lieber bis Carola mit dem Mietwagen vor der Tür steht ;-) Wir haben noch weitere weiße Dörfer erkundet und eine meiner Meinung nach besondere Perle gefunden: El Gastor - hat eigentlich rein gar nichts zu bieten außer schön und gemütlich zu sein. Und ganz viele Balkone mit ganz vielen Blumen natürlich! Unsere angestrebte Wanderung in die Gargante verde haben wir viel zu spät begonnen (wegen den hübsch heimeligen weißen Dörfern, wo es immer Café con leche auf gemütlichen Plazas gibt... Also nicht unsere Schuld) und haben dann am Abstieg in die Schlucht auch beschlossen, genug gesehen zu haben. Nicht zuletzt deshalb weil uns deutsche, äußerst angestrengte Wanderer entgegen kamen, die trocken meinten, sofern man in seinem Leben noch keine Schlucht gesehen habe, könnte man da vielleicht runter gehen. Ansonsten sei es sehr sehr steil...Wir haben bereits Schluchten gesehen, der Entschluss stand also. Und außerdem konnte man eh so langsam auch an die Suche nach der richtigen Tapas Bar zum Abendessen im richtigen Dorf nachdenken und überhaupt war es heiß und und und... Es gibt viele Gründe zum keine Lust haben ;-)
Am darauf folgenden Tag stand zuallererst mein Wendy-Programmpunkt auf dem Plan: Reitshow und der Escuela Real Andaluze del Arte Ecuestre in Jerez de la Frontera. Wuhuu!!!Danach stellten wir fest, dass die Reitschule, neben der Bodega "Tio Pepe" einer von nur sehr wenigen hübschen Fleckchen dieser Stadt ist... Eindeutig nicht zu empfehlen! Trotz Sherrytrinken nach der Besichtigung der Bodega "Tio Pepe" sag ich das. Da ist also was dran, liebe Leute... Zumindest hatte sie eine taugliche Shoppingstraße zu bieten. Beim Klogang in der Reitschule stellte ich nämlich einen Riss im meiner Hose fest. Nur 15cm lang und noch dazu an der peinlichsten Stelle überhaupt. Eine neue Jeans musste also her. Der konstante Luftzug am Po hat mich dann doch etwas nervös gemacht. Ganz im Gegensatz zu Jerez de la Frontera macht man rein gar nichts falsch einige Stündchen in El Torcal zu verbringen. Ein Karstgesteingebirge mit magischer Atmosphäre. Aber am wenigsten falsch liegt man mit einem Aufenthalt auf einem Pferdehof ;-)
Carolas Abreisetag begann mit einer Reitstunde auf unserer geliebten Fly (das braun-weiße Stütchen auf den Fotos), die für meine sonst so toughe Schwiegermama in spe zu einer Herausforderung wurde... Aber Carola hat es gemeistert und ist um eine Erfahrung reicher: mit über 50 zum ersten Mal auf einem Pferd. Respekt! Nach Carolas Abreise vom Hof blieb uns allerdings kein ganz unaufregender Nachmittag vergönnt, den wir uns nach vier ereignisreichen Tagen eigentlich gewünscht hatten. Diego, ein liebenswerter spanischer Herzensbrecher (... Diego ist ein Pferd), lag reglos, komische Geräusche von sich gebend unter dem Koppelzaun... Oh Gott, erster Gedanke:Kolik. Wir haben den Zaun abgebaut und ihn hochgehieft und dann ab auf den Reitplatz.Bei Kolik heißt es laufen, laufen, laufen, bloß nicht hinlegen. Hm...plötzlich lief er putzmunter neben mir her und ließ den Hengst raushängen. Statt einer lebensbedrohlichen Kolik hatte er sich wohl nur verschätzt beim Hinlegen und ist unter dem Zaun nicht mehr hoch gekommen. Hach, Diego, du Trottel... Mittlerweile ist ein weiterer Tag vergangen. Obwohl wir erst drei Wochen hier sind, genießen wir wieder unseren Alltag hier auf dem Hof. Klingt komisch, oder? Irgendwie ist es einfach schön wieder seinen täglichen Aufgaben nachzugehen, im Team Pajaron zusammenzuarbeiten, gemeinsam zu essen. Und zum Feste des Sonntags haben wir alle gemeinsam einen kleinen Ausritt gemacht. Klingt leider romantischer als es war... Könnte daran liegen, dass Maik und sein Stütchen leichte Kommunikationsprobleme hatten und er daraufhin, nun, wie soll ich es sagen, etwas emotional wurde. Also eigentlich waren wir zu fünft unterwegs, aber davon habe ich wenig mitbekommen mit einem kochenden Maik hinter, neben oder vor mir auf einem eben so aufgebrachten weißen Pferd und einer spanischen Granate unter mir ;-)Aber Mahali hats dann auf dem Reitplatz wieder gerichtet und Maiki mag das Reiten mittlerweile wieder. Puh, Glück gehabt!
27.04.2017 - Wir sind jetzt Farmbesitzer! Wenn auch nur für drei Tage! Wir grüßen Euch von unserer täglichen Landbegehung während Joana ihr Leben in der Palme genießt. Claudia, genieß die parajonfreie Zeit!
01.05.2017 - Wir dürfen unsere dreitägige Mutprobe "Allein mit zweiunddreißig Pferden und zwei unbändigen Jugendlichen in einem Land, dessen Sprache wir nicht sprechen" für erfolgreich bestanden erklären. Puh!Ich muss ja zugeben, dass unser gar nicht gestelltes Farmerfoto natürlich schon eine Gelassenheit herbeischummelt, die spätestens bei Einbruch der Dunkelheit nicht mehr existiert. Denn natürlich ist es eine enorme Verantwortung, wenn einem das Vertrauen für einen ganzen Hof entgegen gebracht wird mit mehreren Junghengsten, die auf ihren Koppeln herumrutschen weil es zwei Tage lang geregnet hat. Ja! In Andalusien kann es regnen! Und kalt sein! Nun, Maik und ich können Gott sei Dank sagen, alles im Großen und Ganzen gut gemeistert zu haben. Mit gutem Gewissen und auch mit Erleichterung konnten wir Claudia und Bruno wieder in ihrem Zuhause empfangen. Aber wäre das Ganze gänzlich ohne Zwischenfälle verlaufen, wäre es nicht das Cortijo el Pajaron. Zum einen kam ich auf die glorreiche Idee mir ein Pferdchen von der Weide zu holen (eben jenes von dem Farmfoto), um Maik auf seiner Hunderunde zu begleiten. Die Rechnung hatte ich jedoch ohne unsere wunderhübsche Araberstute Shakira gemacht, die eines der wenigen Pferde ist, das noch nie allein den Hof verlassen hat. Diesen Umstand machte sie mir nach wenigen Metern unmissverständlich klar... Der umgehend angetretene Rückweg war, sagen wir mal... aufregend...Und das, nachdem mir Claudia kurz vor ihrer Abfahrt ihr vollstes Vertrauen bezüglich meiner guten Intuition für die Pferde ausgesprochen hat! Pustekuchen! Mist, verdammter! Tschuldigung...
Den zweiten nennenswerten Zwischenfall bescherte uns der Araberhengst "Mandan" eines Abends beim Füttern als er mit blutüberströmtem Hinterbein auf seinem Paddock stand. Nein, ich bekam keinen Herzinfarkt, wofür ich mich ganz kurz selber loben muss. Und ich bekam auch keinen als ich die klaffende Fleischwunde an seiner Schweifrübe (Fragt google) entdeckte. Das habe ich aber auch meinem wundervollen "Fels in der Brandung" namens Maik zu verdanken, der in solchen Situationen einfach immer genau richtig reagiert. Aber ich muss zugeben, dass ich weinen musste als ich die Wunde ausgewaschen habe und Mandan das reglos über sich ergehen lassen hat, obwohl das unerträgliche Schmerzen gewesen sein müssen und er Maikis und meine Inkompetenz bestimmt gespürt hat und uns trotzdem sein Vertrauen geschenkt hat. Das klingt kitschig, ja ihr habt recht, aber...nein, nichts aber, er hat uns einfach echt geholfen mit seiner Gelassenheit. Vielen Dank, Claudia, für dein Vertrauen und die großartige Erfahrung, deinen Betrieb für kurze Zeit in Obhut zu nehmen! Und jetzt geht's, um mit Noahs Worten zu sprechen, "aufs Fest nach Algo"! Soll heißen, wir gehen wieder einmal auf eine Feria, diesmal in Algodonales. Maiki und ich geben die erste Runde weil ich im Dart verloren habe. Tja, das Leben ist eben kein Ponyhof... Oder doch?