kleiner Hinweis: Ihr könnt die Karte durch die Überschriften, sowie den Text durch die Markierungen auf der Karte steuern.

Juni 2017 Spanien

Malaga, Ende der Reise

Agnes, Maik, Manu

Das wars... Endgültig und ab sofort. Schluss mit andalusischem Tranquillo-Dasein und zurück ins pünktliche, aufgeräumte Deutschland... Fast wertfrei, meinte ich das gerade ;-) Aber ich muss zugeben, nach diesen drei wundervollen Monaten auch "so ein Länderfan" zu sein. Ich oute mich jetzt offiziell als Andalusienfan. Unser Alterswohnsitz ist damit gesichert. Ronda wirds wohl nicht werden, Maik will Meer. Mit meinem 64.Geburtstag werden wir dann also im Winter irgendwo um Bolognia herum zu finden sein (Grüße an Alex L.)

Nach unserer letzten Radtour von Nerja nach Malaga mit Rückenwind, viel Verkehr und einer Badepause, haben wir in Malaga zuallererst alles für unseren Abflug organisiert, damit wir dann endlich unseren langersehnten Urlaubstag verleben konnten. Ganz ohne einige Nerven zu lassen, hat das aber natürlich nicht funktioniert. Meine vorbestellten Fahrradkisten entsprachen nämlich so gar nicht unseren Vorstellungen. Zwei der Kisten wirkten viiieeel zu klein und eine viiieeel zu groß. Ein Glück, dass ich mit zwei Fahrradreise-Profis unterwegs war, die auch diese Problematik gewuppt haben. Manus Minifahrrad passte hervorragend, Maikis Fahrrad musste seinen Lenker lassen und meines hatte viel zu viel Platz im Karton. Kurzerhand den Karton um 15cm gestutzt und eine ganze Menge Klebeband machten aber schlussendlich auch mein Rad reisebereit und wir konnten uns am nächsten Morgen ganz entspannt ins Stadtleben von Malaga stürzen. Jeder hatte so eine Sache, die er noch kaufen musste in den unzähligen Souvenirshops und einiges anderes kam noch dazu... Und natürlich viele Kaffeepausen. Zum Schluss haben Manu und ich dann noch mal so richtig das Mädchen in uns ausgelebt und waren im Nagelstudio... Toll...
Nach einem leckeren Abschiedsfischessen ging es ins Bett um Manu um 4:15Uhr dem Taxifahrer zu übergeben... Ab zurück ins Bett, aufstehen, Café suchen und nochmal ordentlich mit Cafe con leche, Churros und Bocadillo mit Tomate und Aceite vollstopfen, ein letztes Mal, dann ging es auch für uns gen aéreoporto de Malaga.

Adios Andalucia! Tu gustamos mucho!

Pfingsten 2018 werden wir wieder hier sein... Zum Reiten...das war Maikis Vorschlag...whuuuhuuu!!!

Juni 2017 Spanien

Nerja

Agnes, Maik, Manu

21.06.2017 - Von Pajaron sind wir bei 38 Grad nach El Churro durchgestartet. Eine tolle Tour, gar nicht so viel bergauf, wie ich befürchtet hatte und viele Strecken bergab mit tollen Ausblicken, zum Beispiel auf den azurblauen Stausee nahe El Churro. Also alles in allem eine wundervolle Tour, wenn wir Manu nicht irgendwann neben ihrem Fahrrad sitzend vorgefunden hätten. Nach Luft schnappend, kaum ansprechbar und mit einem Schweisausbrauch, der seines Gleichen sucht. Viel Wasser über ihrem Rücken und eine lange Pause an der Tankstelle haben es aber schnell gerichtet und wir konnten die letzten Höhenmeter nach El Churro in Angriff nehmen. Im Ortskern waren wir noch schnell in Maribels Supermercado "For everything you need" und haben den steilsten, längsten und schlimmsten Berg des Tages zu unserer Unterkunft bezwungen, deren Ausblick aber alles entschädigt hat! Grund unserer Reise nach El Churro war der allseits als legendär beschriebene Caminito del Rey... Hm... Wie soll ich es sagen...der Weg ist schön. Aber unsere abenteuerlichen Erwartungen hat er enttäuscht. Hauptsache Helme tragen, die ganze Zeit! Und festes Schuhwerk... Obwohl es dort kein Stück unbefestigten Weg gibt :-D Von El Churro aus haben wir für eine Nacht Alhaurin de Torre angesteuert. Ebenfalls wieder bei knappen 40 Grad. Diesmal war ich diejenige, die der Hitze nicht mehr standhielt. Tja, jeder ist mal dran. Außer Maiki natürlich... Bei mir äußerte sich die Schwäche in Gummibeinen und zittrigen Armen. Nach eine Packung Limon-Keksen und Nüssen konnte es weiter gehen.. Allerdings sehr sehr mühsam. Je mehr es in Richtung Malaga geht, hab ich das Gefühl ein Gewicht am Fahrrad hängen zu haben... So ganz mag ich mich nicht verabschieden von Andalusien. Auf dem Campingplatz angekommen, stand der restliche Tag im Zeichen purer Entspannung am Pool... Ein kurzer Hauch von Urlaub ;-) Am nächsten Morgen wollten wir bis Malaga mit dem Bus fahren und erst dort die Räder satteln um nach Nerja zu fahren. Aber nachdem der Bus 20Minuten zu spät kam und unsere Fahrräder nicht einpacken wollte, sind wir doch nach Malaga gefahren und sind dort in den Bus gestiegen.... Flexibilität muss sein!
So, Nerja...Die Costa del Sol lässt mich ja zunächst immer etwas skeptisch blicken. Wie hat es Maiki so schön auf den Punkt gebracht? "Mich kotzen die ganzen Mittelmeerspinner hier an! Ich will zurück an den Atlantik." Aber Nerja hat uns mehr als positiv überrascht. Eine wunderschöne Altstadt, die sich trotz der unzähligen Briten noch einheimisches Flair bewahrt hat. Und eine wundervolle Unterkunft, geführt von einer niederländischen Familie, mit Hinterhof und Pool...ein perfekter Ort zum Entspannen. Das gibt's bei uns aber nur abends. Nach zwei zu verzeichnenden Schwächeanfällen war eigentlich ein Ruhetag eingeplant. Der endete aber in einer 20km-langen Wanderung...Der Plan war eine touristisch gut frequentierte Wanderung in einem Flußbett entlang, genau das Richtige bei den derzeitigen Temperaturen hier. Aber das, was alle machen, können wir schon lange und machen es deswegen anders. Anstatt gemütlich den El Chillar hoch und wieder runter zu laufen und zwischendurch in den zahlreichen Naturpools zu planschen, sind wir nach Frigiliana gefahren, um im Vorzeigedorf der Costa del Sol zu frühstücken und von dort die Flussbettwanderung anzuschließen. Dass der Verbindungsweg zwischen beidem aber mehrere hundert Höhenmeter und 9 km umfasste, sprengte dann das Programm doch gewaltig :-D Aber das Laufen im Fluss war eines der Highlights des Urlaubs und wir möchten den Tag auf keinen Fall missen!

Gestern sind wir in Malaga angekommen. Damit ist nun das endgültige Ende unsere dreimonatigen Andalusien-Genuss-Reise eingeläutet. Ich versuche noch einen Tag lang die Augen zu verschließen und genieße die letzten Stunden andalusisches Leben.

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Juni 2017 Spanien

El Chorro

Agnes, Maik, Manu

16.06.2017 - Hach...Jetzt sitzen wir hier in unserem Hostel in El Chorro, in der einzigen Ecke, in der keine jungen Wilden Gitarre spielen und singen (hören tun wir sie trotzdem) und schwelgen noch immer in froher Erinnerung an unseren erneuten Besuch auf dem Cortijo el Pajaron...Es war wieder so schön. Diesmal waren wir so ein bisschen als Gast, aber so ein bisschen auch nicht. Eine perfekte Mischung für das ultimative Rancherlebnis. Empfangen wurden wir von Melody, einem drei Tage alten Fohlen, dem unsere Herzen auf der Stelle zuflogen, und Claudias ultimativer Paella. Mit Einbruch der Dunkelheit ging dann auch Maikis und Claudias Kampf an der Dartscheibe in eine neue Runde... Erbittert, an jedem unserer drei Abende...und er ist noch lange nicht ausgefochten, wie mir scheint ;-) Dann ging es für Manu auch schon das erste Mal aufs Pferd...Nach über zehn Jahren. Und es war eine Wucht, wie sie das gemacht hat. Dem großen Ausritt am Folgetag stand damit nichts mehr im Weg! Aber Pajaron wäre nicht Pajaron, wenn dieser Tag nicht noch mehr Verblüffendes bereit gehalten hätte. Wir drei saßen gemütlich beim Brunch, natürlich allein und die Polizei kommt vorgefahren... Toll, niemand da, der im Ansatz spanisch spricht... Außer mein "un poquito - Gelaber" . Oh oh oh. Aber gut, die spanische Guardia Civil spricht tatsächlich etwas englisch, wollte aber trotzdem nicht so recht akzeptieren, dass weder ich, noch Bruno in der Lage waren, ihnen in irgendeiner Form befriedigende Antworten zu geben...Schlussendlich einigten wir uns, dass sie um 17uhr wiederkommen sollten, taten sie nicht, stattdessen kamen sie am nächsten Nachmittag wieder schauen. Den Besuch haben wir aber vorbildlich verschlafen :-) Perdone, lovely policia! Ok, mittlerweile haben sie es wohl geschafft, Claudia anzutreffen und das ganze Drama war vollkommen sinnlos weil in den Papieren alles stimmt... Boar ey, geht woanders hin und lasst schöne Orte doch einfach schön sein!Gracias!Muchas! Aber nichts trübt das Leben auf Pajaron, vorallem nicht beim Barbeque am Abend! Greg kam zu Besuch, das Essen war großartig, die Stimmung auch und wir haben Besuch von einem Skorpion bekommen...Es war das erste meines Lebens und ich fands gruselig. Nach einem feuchtfröhlichen Abend, ging es dann am nächsten Morgen 8Uhr mit tiefen Augenringen ans Pferde fertig machen für den großen Ritt... Dreieinhalb Stunden pures Glück auf dem Pferderücken... Und ich bin fast sicher, dass sich meine Mitreisenden ebenso romantisch ausdrücken würden, wenn man sie fragte. Die Pferde waren toll, die Strecke war toll, die Menschen waren toll, das Wetter war toll, alles war toll..! Ein bisschen zu viel Wendy??? Ich kann einfach nicht anders! Sogar Maiki, hat sich diesmal hervorragend mit seiner Duquessa verstanden...irgendwann wird er dieses Hobby schon noch für sich entdecken. Da bin ich mir sicher ;-)Die größte Überraschung hat Claudia aber bis zum Schluss aufgehoben,indem sie ihrem Stütchen plötzlich "die Sporen gab" und wir alle gemeinsam, wenn auch nur kurz, übers Feld gallopiert sind. Ich hörte Manu nur noch rufen:"Was soll ich jetzt machen??!!" Die einzig richtige Antwort in diesem Moment:"Manu, lass ihn einfach laufen!!" Und dazu noch ein Honigkuchenpferdchenlächeln, und die Welt kann nur noch in Ordnung sein...

PS.: "Sorry, God, I smoked a bible."... Zisch Peng Zzsss... Das war dann wohl der Blitz von oben. Aber wir alle, Maiki, Manu, Claudia, Greg und Bruno, wir leben noch!

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Juni 2017 Spanien

Gibraltar

Agnes, Maik, Manu

14.06.2017 - Ronda...schönste Stadt Andalusiens... Na gut, gemeinsam mit Cordoba ;-)Wir sind jedenfalls wieder da, wo wir begonnen haben. Im schönen Inland von Andalusien, dessen Farbe sich bereits von tiefgrün zu ockergelb bis braun gewandelt hat. Der Sommer mit seinen 36 Grad und mehr zehrt erheblich an der Landschaft hier. Aber das ist natürlich nicht alles, was es aus den letzten Tagen zu berichten gibt.

Unsere Schlemmerwoche in Tarifa ist mitsamt dem Abschied von Micha zu Ende gegangen. Diego, der Besitzer von unserer wunderbaren Ferienwohnung hatte uns ein Fischrestaurant am Hafen empfohlen... Pescado bueno y precios bueno. Da müssen wir hin, dachten wir uns und wurden nicht enttäuscht. Ganz ehrlich, es ist eine Wucht, so frischen und gut zubereiteten Fisch zu essen ohne das ganze Beilagen-TamTam, wie wir es aus deutschen Restaurants kennen. Und einen Tag später haben wir uns direkt auf eigene Faust aufgemacht in die Markthalle, um frischen Thunfisch Almadraba zum Grillen zu kaufen. Dazu kam dann noch ein bisschen Schwertfisch und sechs Sardinen. Weils so schön war mit den Fischhändlern :-) Und auch das war grandios! Fisch grillen im eigenen Patio... Mehr Luxus geht doch kaum, mal ehrlich! Und weil wir gerade so einheimisch unterwegs waren, gab's auch gleich noch echten Iberico-Schinken... Von der Verkäuferin Scheibe für Scheibe vom Schweinebein abgeschnitten... Hauchdünn und auf das Gramm genau. Und ihr Haar hat sie auch wallen lassen fürs Foto! So gehört sich das ;-) Hach, es ist so toll hier. Aber wir haben natürlich auch noch bisschen was anderes gemacht, außer zu essen. Maiki war beim Friseur! Bei einem sehr unterhaltsamen natürlich, wobei ich nicht weiß, ob es überhaupt unnette Andalusier gibt...nein,ich beschließe soeben, meine rosarote Brille nicht abzunehmen. Jedenfalls gab's dann einen Maiki, mit dem man wieder unter Leute gehen konnte und der sich selbst wie neu geboren fühlte nachdem die längsten Haare seines Lebens endlich ab waren.
Aber Tarifa hat noch eine weitere Überraschung für uns bereit gehalten,den Levante... Ein Sturm, der unsere Schnorchelpläne durchkreuzte, uns Sand und Wellen ins Gesicht peitschte und uns von den Straßen wedeln wollte. Aber gebracht hat er uns die verrückten Kiter... Meine Güte, sind die mutig...und geflogen sind sie auch! Geht ja nicht anders, bei 80km/h Windgeschwindigkeit... Aber das wichtigste ist, dass der Levante Ruhe gab als es für uns weiter nach La Linea de la Concepcion ging...mit unseren Rädern hätten wir wohl eher wenig Chancen gehabt, die 600 Höhenmeter unserer wieder mal wunderschönen Tour zu bezwingen. Hm... La Linea de la Concepcion... Stadt an der Grenze zu Gibraltar... Was soll ich sagen... Eine Fleckchen Erde, dass nur besucht werden muss, wenn man sich die Übernachtung bei den britischen Nachbarn nicht leisten kann. Aber um nicht allzu negativ zu werden, überlasse ich den Bericht über diesen Teil unserer Reise lieber unserer lieben Manuela ;-) Aber vergiss nicht, den süßen Adam zu erwähnen, Manu...

"Agnes, Du hast Recht, La Linea de la Concepcion ist nicht das schönste Fleckchen Erde. Die Fahrt in die Stadt ging durch ein Schwerindustriegebiet. Nicht unbedingt die schönste Begrüßung. Da fällt es einem wirklich schwer die schönen Seiten zu sehen. Aber man muss auch ehrlich sein, viel hat die Stadt nicht zu bieten, außer einen schönen, riesigen Strand und nette Cafés.
Gibraltar dagegen ist wirklich großartig. Ein britisches Überseegebiet, wobei man immer wieder das Gefühl bekommt in England zu sein, mit den roten Telefonzellen, britischen Akzent und den typischen Pubs. Gepaart mit dem spanischen Flair, ist ein Stadtbummel besonders spannend.
Das absolute Highlight war aber der Affenberg. Sobald man die Tore des Nationalparks betritt sieht man auch die ersten Affen. Da wir uns Wegzehrung eingepackt hatten, waren wir schon ein wenig gespannt, ob sie unsere Rücksäcke plündern werden. Aber da die Affen so wohl genährt sind, hat sie unser eingepacktes Essen nicht interessiert. Aber wir konnten einige diebische Affen beobachten, die unvorsichtigen Touristen und Taxifahrern das Essen aus den Taschen oder dem Auto geklaut haben. Man durfte es den Langfingern einfach nicht zeigen.
Auf dem Affenberg fühlt man sich irgendwie zu Gast bei den Affen, wobei sie die Spielregeln vorgeben. Wir haben auch auf einer Treppe einige Zeit gewartet, da uns putzende oder schlafende Affen den Weg versperrt haben. Aber am Ende haben wir es auch geschafft an ihnen vorbei zu kommen, auch wenn es ein wenig gedauert hat.

Aber nicht nur Affen hat der Nationalpark zu bieten. Es ist ein tolles Wandergebiet. Es gibt eine riesige Höhle mit tollen Stalagmiten und Stalaktiten, wobei die installierte Beleuchtungsshow nicht jedermanns Geschmack ist. Außerdem kann man einen ewig langen Belagerungstunnel aus dem 18. Jh. und einen kleinen Wehrturm der ehemaligen Stadtmauer besichtigen.

Am Ende des Tage hatten wir noch das Glück ein Foodfestival zu erleben. Unterschiedlichste Köstlichkeiten aus aller Welt konnte man probieren. Wir sind aber bei einem Konzert des 16jährigen Adam hängen geblieben. Mit seiner Gitarre, Stimme und einer Loopstation hat er große Musik gemacht. Er hat damit das einen oder andere Mädchenherz erobert, wie wir beobachten konnten."

15.06.2017 - Meine Beiträge sind ja auch so ein wenig als Tagebuch für mich selbst gedacht... Deshalb muss ich an dieser Stelle noch einen Nachtrag senden, der gleichermaßen eine Hommage an Michas fotografisches Auge und alle Markthallen dieser Welt ist, und andererseits die Erinnerung an unsere "Schlemmertage" in Tarifa bildlich festhalten soll... Seht und genießt!

Leider kein Tortenfoto, lieber Jochen!

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Juni 2017 Spanien

Über Cadiz nach Tarifa

Agnes, Maik, Manu, Micha

07.06.2017 - Als ich den ersten Teil dieses Textes geschrieben habe, lagen wir gerade im Zelt fast direkt am Strand und waren drauf und dran glücklich beim Wellenrauschen einzuschlafen. Die Gegend dort (Zahara de los Atunes) wird übrigens im Volksmund "Playa los Alemanes" genannt weil dort so viele Deutsche sind. Haben sie sich wieder ein schönes Fleckchen Erde ausgesucht, die Deutschen!
Was war noch... Die Fahrt am Strand, der Mann mit dem Hahn, der Junge mit den Krabben und unser persönlicher Radguide. Aber wie immer, eins nach dem Anderen.
Meine Angst bezüglich unserer Strandfahrt war vollkommen unbegründet. Nachdem ich fast mein ganzes Gepäck meinen Mitreisenden und ihren dicken Fahrradreifen aufgebrummt hatte, sind mein schlankes Tourenrad und ich über den harten Ebbe-Strand geflogen. Und weil alles so gut klappte, hatten wir sogar noch Zeit für die ein oder andere Badepause. So lässt es sich leben auf Radreise ;-) Die Anlegestelle der Fähre, die uns dann nach Sanlucar übersetzte, fanden wir schließlich Mithilfe von Michas Spurenlesefähigkeiten über aufgewühlten Sand, Kutschen- und Hufspuren weil die Pilger nach El Rocio ebenfalls dort übersetzen. In Sanlucar angekommen, setzten wir uns wie immer in eine Bar, die maximal einheimisch aussieht und genossen das ein oder andere Heiß-und Kaltgetränk,neben uns ein Tisch mit mindestens einer Person zu viel, wie eigentlich überall, wenn das Leben nach der Siesta so langsam wieder erwacht. Bis ein Motorrad mit zwei Herren mittleren Alters hinter uns parkte. Einer der beiden, Piedro, wie sich später herausstellte, hatte Maik mit seiner Attraktivität sofort die Sprache verschlagen, was jener welcher wohl auch direkt bemerkte und geradewegs auf uns zusteuerte. Mit etwas spanisch und viel Händen und Füßen, stellte sich heraus, dass wir gerade den Hahnenkampfbaron Sanlucars vor uns sitzen hatten und nicht viel später hatten wir ein besonderes Prachtexemplar eines Gallos (Kampfhahn) vor uns auf dem Tisch stehen. Piedro besitzt vierhundert solcher Kampfhähne, die 1500€ und mehr kosten können, die er sogar nach Südamerika verkauft. Ob unser Liebling mittlerweile ein Sieger ist wissen wir nicht... Er hatte nämlich noch am selben Abend einen Kampf vor sich...zuschauen dürfen aber nur Angehörige der Kampfhahn-Verinigung Andalusiens. Vielleicht besser so... Ich hatte ihn nach kurzer Skepsis sofort ins Herz geschlossen.
Von Sanlucar ging es dann weiter nach Cadiz, was sich mit dem Fahrrad als recht umständlich herausstellte. Schlussendlich sind wir verbotenerweise über Cadiz' Golden Gate Bridge ins Stadtzentrum eingerollt. Und auch diese Stadt hat sich von ihrer besten Seite gezeigt. Tanz und Musik vor der Kathedrale und eine Lieblingsbar mit Kaffee für 70cent und Bier für 40cent und Cocktails für 3,30€...geradezu paradiesisch für die Reisekasse und die abendliche spanische Sabbelstimmung :-)Beim Baden haben wir dann noch Bekanntschaft gemacht mit einem krabbensammelnden Jungen, der uns starrenden Touris geradewegs seinen Sammelbeutel in die Hand gedrückt hat, um ein ganz besonders großes Exemplar zu fangen. Adoptieren konnten wir den Burschen leider nicht...
Der Weg aus Cadiz hinaus erschien uns zu Beginn genauso kompliziert, wie hinein. Doch da erschien unser Retter in der Not. Ein Radfahrer, der sich kurzerhand dazu entschied seine Trainingsstrecke etwas abzuändern und uns den ganzen Weg aus der Stadt hinaus begleitete... Vielleicht haben die Andalusier recht, wenn sie behaupten, die nettesten aller Spanier zu sein... Nein, nicht nur vielleicht, bestimmt sogar!!
Nach dem Stadtaufenthalt haben wir uns zwei Nächte in der puren Natur gegönnt. Und einer der Zeltplätze hat uns die volle Dröhnung Draußenseier-Dasein gegeben... Angekündigt war ein Supermercado und eine Bar. Nichts von beidem war geöffnet und obwohl uns der Herr an der Rezeption versicherte, der Supermarkt würde für uns noch einmal öffnen, blieb das Ding zu. Ende vom Lied war, dass wir genervt um 21:30uhr auf unsere Räder gestiegen sind und ins 6km entfernte Conil de la Frontera fahren mussten, um uns an einem Sonntag ein Notfall-Essen zu suchen. Hat funktioniert und es wurde einer der lustigsten Abende unserer gemeinsamen Zeit. Eine Nacht haben wir, wie oben bereits beschrieben, noch in Zahara de los Atunes verbracht, wo wir auch gleich meine Zusage für das Referendariat bei einem traditionell andalusischem Tinto Verano begießen konnten. Jüpiii!!!!
Nach einem der landschaftlich schönsten Fahrradtage sind wir jetzt in Tarifa eingereist und zehren gerade noch immer von unserem ganz hervorragenden Fischrestaurant am Hafen... Das ist Urlaub! Nebenbei genießen Maiki und ich unser Tarifa-Revival und schwelgen in Erinnerungen an unseren Urlaub mit Kristin im Oktober... Hach, ist das alles schön hier...

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Mai 2017 Spanien

Matalascanias und El Rocio

Agnes, Maik, Manu, Micha

31.05.2017 - Endlich Strand! Und überall Pferde! Wirklich, ein Pferd vor dem Haus stehen zu haben, scheint hier in Küstennähe zum guten Ton zu gehören. In meinen Augen ist das ja geradezu paradiesisch ;-) Wobei ich diese leider nicht vor den erbärmlichen Haltungsbedingungen, die hier teilweise noch an den Tag gelegt werden, verschließen kann... Ab und an erscheint es uns doch, als befänden wir uns in der dritten Welt (Ist dieser Begriff noch politisch korrekt?) und nicht mitten in Europa. Die andere Seite des ganzen ist aber der Donana Nationalpark, in dem es noch (Halb-) Wildpferde gibt, die das ganze Jahr über frei und glücklich im Sumpfgebiet leben und nur im Juni eines jedem Jahres in El Rocio zusammen getrieben werden, um einige Jungpferde auszusortieren und zu verkaufen. Womit wir auch direkt beim nächsten Thema sind... El Rocio, ein Örtchen von 800 Einwohnern ohne befestigte Straßen, der jedes Jahr zu Pfingsten zum Wallfahrtsort mutiert und Schauplatz eines riesen Spektakels wird...Wir waren noch vor Beginn der Romeria de Rocio dort, und schon dieser Tag war mehr als spannend. El Rocio wirkt wie eine Westernstadt... Nur Sandstraßen, Pferde, Mulis, Kutschen und Gespanne... Na gut, und Jeeps und Polizeiautos und Stände mit dem selben bunten Blödsinn, wie auf deutschen Volksfesten. Aber diese kurzen Momente der Moderne nahmen diesem Ort kein bisschen seiner Skurrilität.
Gut, was ist noch passiert...Natürlich sind wir endlich an der Atlantikküste angekommen, was in Anbetracht der ansteigenden Temperaturen mehr als angebracht ist. Von Pilas aus haben wir durch den Donana Nationalpark den ersten Zeltplatz unserer Reise angesteuert. Dort konnten wir das erste Mal in die Wellen springen, natürlich erst nach unserem Besuch des zeltplatzeigenen Freibades, versteht sich :-D
Von dort sind wir weiter gefahren in das vom Reiseführer verpönte Matalascañas. Angeblich ein Touristenort ohne Seele und Flair. Stimmt mal wieder überhaupt nicht. Es ist schön hier! Natürlich wird einem hier kein gepflegter Altstadtkern geboten, aber dafür einheimisches Strandleben und günstige Unterkünfte ganz nah am Strand,an dem sich der Atlantik von seiner besten Seite zeigt. Wir haben hier eine Ferienwohnung, in der wir endlich Maikis lang ersehnten frischen Fisch braten konnten... Hervorragend! Ansonsten springen wir hier in den Wellen herum, wie Siebenjährige und genießen unser Leben in vollen Zügen! Morgen geht's dann weiter nach Sanlucar. Um dorthin zu gelangen, müssen wir die Fähre über den Guadalquivir nehmen und die erreicht man nur über den Strand... Finde den Fehler... Richtig, morgen werden wir 26km lang am Strand fahren...und ja, ich bin nervös, und wie...! Aber Maik prophezeit, dass das unser schönster Urlaubstag werden wird... Ich vertraue meinem Goldgatten jetzt einfach mal... Oh oh...

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Mai 2017 Spanien

Sevilla, ab jetzt zu viert

Agnes, Maik, Manu, Micha

23.05.2017 - Nach fünf Tagen im schönen Dresden, in denen wir beide etwas Heimat tanken konnten, sind wir nun zurück im eben so schönen Sevilla! Hübsch, so selbstverständlich aus dem Flieger in den Bus zu steigen, wieder auszusteigen und dann schnurstracks zur Unterkunft zu laufen, in der die Räder und das Gepäck verstaut waren. Ganz ohne den typischen Tourikram. Angespannt den Bus suchen, mit Karte und Reiseführer bewaffnet jedes Straßenschild abgleichen und so weiter und so weiter... Ihr wisst ja sicherlich alle, wovon ich rede (-; Mittlerweile haben wir unser Hotel mit besonderem historischen Charme bezogen und schon eine Schlenderrunde durch die drittgrößte Altstadt Europas gemacht. Mit Sicherheit nicht der einzige Superlativ, mit dem Sevilla noch aufwarten kann. Wir sind gespannt! Und als wäre das nicht genug, dürfen wir uns auch auf tolle Reisebegleitung freuen. Manu und Micha werden am Donnerstag zu uns stoßen und mit uns gemeinsam Sevilla und Andalusiens Atlantikküste unsicher machen

28.05.2017 - Viel Neues bringt der Mai, der fast vorbei ist. Die Reisegruppe ist um zwei tolle Freunde gewachsen. Manu und Micha sind gelandet und gemeinsam haben wir noch einen Tag in Sevilla verbracht, von wo wir mittlerweile in ruhigere Gefilde aufgebrochen sind. Aber eins nach dem anderen.
Zuerst waren Maiki und ich ja noch zwei Tage allein in Spaniens viertgrößter Stadt, die wir so ganz in Ruhe erkunden konnten. Sofern Maik in der Lage ist, eine Stadt in Ruhe zu erkunden... Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, ob ich mit seiner unbändigen Energie noch lange mithalten kann. Von Pausen und Mahlzeiten hält der Herr nicht allzu viel. "Ag, wir müssen entdecken!..." "Aber ich hab Hunger, Maiki... "Du kannst doch nicht den ganzen Tag nur Essen!" "Wir haben doch erst gefrühstückt... Vor fünf Stunden! " Ihr könnt euch also denken, wir haben viel gesehen von Sevilla... Die Highlights standen aber mit Manu und Micha auf der Tagesordnung. Die Plaza Espana, ein Ort voller Motivfliesen, an dem man jeden Quadratzentimeter fotografieren müsste, um der Schönheit dieses Bauwerks gerecht zu werden und die Kathedrale, die vielleicht die drittgrößte der Welt ist oder aber auch die größte. Da ist man sich nicht ganz sicher weil noch keine Einigkeit darüber herrscht, ob es sich um eine Kathedrale oder eine Basilika handelt. Fragen, die die Welt bewegen. Aber das wichtigste, und das ist durch einen DNA-Test zu einhundert Prozent sicher, ganze 200g Knochen von Columbus werden dort aufbewahrt. Und weil der Gute nicht in Spanien begraben sein wollte, entschied sein Sohn kurzerhand, dass die Knochenreste doch bitte auf einer Statue aufbewahrt werden sollten. Damit ist Columbus ganz klar nicht in Spanien begraben.
Was nicht fehlen darf im Programm ist die Stierkampfarena. Eine der größten, noch regelmäßig intakten Stierkampfarenen Spaniens. Eigentlich gehört ein echter Stierkampf auch gesehen. Aber moralisch ist das dann doch so eine Sache, Kulturgut hin oder her. Außerdem kosten die Tickets im Schatten soviel, dass es doch sehr ärgerlich wäre, würde ich die ganze Zeit mit Händen vorm Gesicht da sitzen, jämmerlich weinend um den Stier trauernd.
So, ich könnte noch eine Menge mehr schreiben, wie immer. Aber das würde jeglichen Rahmen der ursprünglich geplanten kurzen Reiseupdates sprengen. Heute sind wir in Pilas angekommen. Ein Ort, der im Reiseführer keinerlei Erwähnung findet und sich zuerst als langweiligster Ort präsentierte, in dem wir bisher waren. Aber wie auch schon in Baena und Ecija hat Pilas noch eine ordentliche Bombe platzen lassen. Eine Menschenmenge vor einer kleinen Kirche und ein Ochsenkarren mit Marienfigur... Und solche Bullen haben wir in unserem Leben noch nicht gesehen...seht selbst. Diese beiden Prachtkerle haben dann die Marienfigur durch die ganze Stadt gezogen, von Kirche zu Kirche und hinein und hinaus. Ja, die beiden Bullen sind Treppen hochgelaufen mit dem Karren im Schlepptau und rückwärts wieder hinunter. Dafür gab's dann auch Applaus. Mehr als verdient, wie ich finde. So, verliebt in Andalusien liegen wir jetzt im Bett und freuen uns auf morgen... Noch mehr Andalusien und dann auch endlich mit Meer.

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Mai 2017 Spanien

Ankunft in Sevilla

Agnes, Maik

19.05.2017 - So, jetzt sitze ich hier zuhause im schönen Dresden und habe Schwierigkeiten mich an unsere letzten Tage vor Abflug nach Deutschland zu erinnern... Zwei Kleinstadtperlen durften wir zur Übernachtung genießen. Zuerst Ecija, ein kleines verschlafenens Städtchen, dass leider verkannt zu werden scheint als bloßer Übernachtungsort zur Besichtigung Sevillas und Cordobas. Dabei hat es so viele Kirchtürme und Adelshäuser wie nur wenige Städte. Der Kirchturmwärter konnte alle in ihrer Anzahl auswendig aufsagen... Meine Güte! Mal wieder waren es übrigens die Menschen der Stadt, die deren Charme machten. Nach zwei Stunden Stadtrundgang hatten wir bereits eine Verabredung zum Frühstück mit dem Cafebesitzer, in dem es unseren abendlichen Zweitkaffee gab und mit dem Kirchenwärter, dessen Turm erst am nächsten Morgen wieder öffnete :-)
Die Route von Cordoba nach Ecija haben wir liebevoll "Weg durchs Todland" getauft... Wir sind durch Landstriche gefahren, sie vollkommen abgehängt wirkten. Heruntergekommene Höfe, noch bewirtschaftet aber mitten im Nichts... Drei schneeweiße Pferde eingepfercht in einer Box, die zu einem Drittel unter Wasser stand. Solche Sachen, die man nicht sehen will und die mich wirklich nicht kalt lassen. Wir hatten extra die längere Route ausgewählt weil sie vorbeigehen sollte an alten Mühlen... Nur deren Ruinen waren teilweise zu erkennen. Aber trotzdem, abgesehen von den Pferden, trotz der Ödnis, war es irgendwie...schön... Faszinierend und besonders wenn man überlegt, in welchen Breiten Menschen noch verbleiben und was einem selbst bis dato verborgen war.
Nächste Station war dann Carmona, eine Kleinstadt auf einem Hügel mit 5000jähriger Geschichte. Vom ersten Moment an, obwohl wir bei 32 Grad und nach 69 gefahrenen Kilometern noch einen ziemlich steilen Berg hinauf ins Zentrum mussten, hat es uns dort gefallen. Lag wohl auch an der liebevollen Begrüßung des Tankstellenwarts, der uns überdurchschnittlich schwitzende Kreaturen zunächst einmal in seiner Schiebetür hat stehen lassen, um uns die kalte Luft der Klimaanlage ins Gesicht pusten zu lassen ;-) Das Leben des kleinen Städtchens konzentriert sich um die zentrale Plaza herum an der wir auch unser Superior-Doppelzimmer bezogen... Zweigeschossig, unten Wohnbereich und Bad, oben das Bett... Wie es sich gehört für echte Draußenseier :-D
Die Weiterreise nach Sevilla gestaltete sich dann zunächst etwas kompliziert. Aus dem einfachen Grund, dass ich mal meine Intelligenz hab spielen lassen und keine Emails mehr finden konnte, die alle nötigen Informationen zu unserer Unterkunft und Gepäckaufbewahrung dort beinhaltet hätten... Ich habe also gefühlt alle Hostels Sevillas angeschrieben und angerufen, ob irgendjemand unsere Reservierung findet aber niemand wollte uns kennen. Na danke... Oh nein oh nein. Schlussendlich habe ich in einem Hostel eine Alternative angeboten bekommen und als wir dort ankamen war die Rezeptionistin ganz verwirrt, warum sie zwei Buchungen für Herrn Maik Münster vorliegen hat...aha.
Im nördlichen Innenanland Andalusiens lässt es sich ganz hervorragend Fahrradfahren. Zumindest für mich, für den Einen oder Anderen mag es vielleicht auch etwas langweilig sein. Denn Höhenmeter hat man kaum noch zu überwinden :-) Viel Zeit also zum Genießen und Fotografieren. Und dafür gibt's genug! Haciendas, Sonnenblumenfelder, Mohnblumen in goldenen Kornfeldern, Störche in ihren Horsten, Hügel in unwahrscheinlich vielen Grüntönen... Nein wirklich, es ist einfach toll und ich bin verliebt in dieses Land und diese Art zu reisen. Und in die Bars, in denen man immer das wahre spanische Leben finden kann. Sei es im industriellen Rand Sevillas oder einige Schritte entfernt vom übervölkerten Altstadtzentrum. Dos Cafe con leche por favor! Olé!

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Mai 2017 Spanien

Cordoba, kulturelle Perle

Agnes, Maik

15.05.2017 - Hatte ich schon erwähnt, dass wir Cordoba lieben? Ich setze nun an zu einer Lobeshymne auf diese Stadt,die damit beginnt, dass es keine bessere Zeit gegeben hätte, dort zu sein als während der Fiesta de Patios de Cordobes. Und es gibt keinen besseren Weg, diese wundervolle Stadt und ihre Bewohner kennenzulernen. Ich lass die Bombe jetzt platzen, wir haben sie alle gesehen! Alle 47 teilnehmenden Patios haben wir besucht und haben jeden einzelnen bewundert und genossen. Jede Warteschlange haben wir auf uns genommen, war sie auch noch so lang. Kein Patio gleicht dem anderen und doch ist jeder auf seine eigene Art schön. Trotz der vielen Menschen, die sich sieben Tage lang durch die blühenden Innenhöfe der Cordobesen schoben, ertragen diese das Kammerageklacker und die Neugier der Besucher mit stoischer Gelassenheit und einige sogar mit einem Enthusiasmus, an dem sie alle Interessierten teilhaben ließen. Zum Beispiel der alte Herr, den ihr mit Maiki auf einem Foto seht. Er hat uns jedes einzelne Schneckenhaus gezeigt, dass er bepflanzt hat... Bis seine Tochter, sah wie viele Menschen vor dem Tor standen und "Madre Mia!" rief...
Doch nicht nur Patios hat Cordoba uns geboten, sondern ein kulturelles Rahmenprogramm, dass all unsere Erwartungen sprengte. Von unserem Balkon aus konnten wir zwei Abende lang spanische Livemusik und Flamenco erleben. Wobei es uns nicht lang da oben hielt und wir uns schnell ins Getümmel stürzten um Lolas (die Flamencotänzerin) leidenschaftliche Mimik zu sehen. Einmal ertönte auf dem Heimweg lautes Getrommel, dann roch es nach Weihrauch und als die Gasse nach links bog, stand dort plötzlich eine riesige Marienstatue, wie die der Osterprozessionionen, die soeben von jungen Männern hochgehieft wurde um, begleitet von einem Orchester, durch die engen Gassen Cordobas getragen zu werden.
Ich könnte heute viele viele Seiten schreiben. Das müsste ich eigentlich auch, um Cordoba gerecht zu werden und die Atmosphäre, die wir dort erlebt haben glaubhaft zu beschreiben. Ich müsste von der römischen Brücke bei Nacht und dem Blick auf die beleuchtete Mezquita, der ursprünglichen Moschee, die gleichbedeutend mit Mekka war und über die Jahrhunderte zu einem christlichen Gotteshaus umfunktioniert wurde. Ich müsste auch davon erzählen, welche cordobesischen Köstlichkeiten wir für uns entdeckt haben, wie angenehm sich der minimale motorisierte Verkehr auf das städtische Treiben auswirkt. Aber ich hoffe, die Fotos geben genug wieder, damit man erkennt, was den Unterschied macht, zwischen Granada und dem kleinen kulturgeladenen Cordoba.

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Mai 2017 Spanien

Baena

Agnes, Maik

12.05.2017 - Zwei Fahrradtage liegen mittlerweile hinter uns. Von Alcala la Real sind wir nach Baena gefahren. Ein Städtchen, dass uns seine Seele erst spät offenbarte. Um genau zu sein erst, als wir, um einem der vielen Schauer zu entkommen, in Patricios Bar eingekehrt sind um einen Café con leche zu trinken. Dort tobte das Rentnerleben einer zuerst ausgestorbenen Stadt. Dort war es laut und fröhlich, und die Herren verspielten ihr Geld bei einem Kartenspiel, das wir nicht kannten. Die Bar seht ihr bestens und eigens vom Inhaber in Szene gesetzt! Ach, ich vergaß die Anreise zu erwähnen,die Maiki zur Weißglut getrieben hat... Unser Navigationssystem hat uns durch enge Gassen geschickt, die schließlich zu Treppen wurden... Autoroute... Ist klar, liebe "Here we go" - Entwickler! Zu erklimmen war unsere Wanderherberge also nur in Partnerarbeit mit guter Unterhaltung durch Mister "Isch blatz glei":-D
Wenn ich den Tag heute mit zwei Worten beschreiben müsste wären es" Regen" und "Wind". Kurz haben wir uns ja eingebildet, das andalusische Wetter einschätzen zu können. Aber wir wurden schnell eines besseren belehrt. Es mag scheinen als würde der Wind die Regenwolken wegblasen und die Regenfront an einem vorbeiziehen lassen. Regnen wird es trotzdem. Heute trat dieses Szenario mehrmals, sehr kurz und sehr heftig ein... Hätte man uns hören können, es wäre folgendes gewesen:
Agi: "Or nee, das ist so eklig! Boar, muss das sein?... Au... Auaaa...AU! Hackts?!"
Maik: "Ha! Denkst du, du griegst uns mit einem bisschen Regen? Ag, spürst du dich?! Wuhuuu! Ich bin der König der Welt!"
Ja, so ungefähr müsste es geklungen haben...Warum etwas weh getan hat? Die Regentropfen waren riesig und prasselten einem ins Gesicht, wie Hagelkörner... Aber wen juckts ;-) Ab und an haben wir durch das Regenchaos um uns herum ein von der Sonne hell beleuchtetes Getreidefeld gesehen... Wunderschön, denkt man da einerseits. Und: Jippie, in die Richtung fahren wir doch! Anderseits fragt man sich während man sich einbildet an Petrus zu glauben, warum dieser Kerl einem eine solche Möhre vor die Nase hält, die man doch nicht erreicht...Wirklich, solche Gedanken gehen mir beim Radfahrern durch den Kopf. Da drinnen ist seit langem mal wieder Platz für solches äußerst sinnreduziertes Denken. Und wenn ich das hier so nieder schreibe, schätze ich mich einfach nur so so glücklich.
Ach so! Noch etwas! Heute morgen waren wir noch in Andalusiens letzter traditionell arbeitender Olivenölmühle! Stand zwar alles still weil die Ernte erst im November beginnt aber den Etikettierern konnten wir zuschauen, wie sie jede einzelne Flasche beklebten, nummerierten und handschriftlich in ein großes Buch eintrugen...

Nach unserer Tour durch Olivenhaine soweit das Auge reicht sind wir in Cordoba angekommen. Und was soll ich sagen, wir lieben lieben lieben diese Stadt. Maik meinte vorhin, er wüsste nicht warum, aber er findet gerade einfach alles schön hier. Und er hat Recht. Zumindest sagen wir das nach unserem ersten Abend und ich hoffe, das bleibt so. Ganz viele enge Gassen mit wundervoll bepflanzten Fenstern und das Beste, ohne tausende Touristen! Und die die da sind, sind irgendwie sehr angenehm... Wir haben fest gestellt, wir mögen intellektuelle Kulturtouristen sehr ;-)
Aber das Tollste hier ist das aktuell stattfindende "La Fiesta de los Patios de Cordoba". Für eine Blumenfotografiesüchtige wie mich quasi das Paradies. Circa 50 Innenhöfe (Patios) öffnen hier ihre Pforten für Besucher. Man kann für den schönsten Patio seine Stimme abgeben und am Sonntag wird dann der Gewinner - Patio ausgelost. Die dazugehörige Hausgemeinschaft gewinnt eintausend Euro. Wir haben heute sechs dieser kleinen Paradiese in den Mauern des einheimischen Cordobas besucht, die man als Tourist sonst nie zu sehen bekommt. Morgen geht es weiter. Mal schauen, wer zum Schluss dann unser Sieger sein wird...

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Mai 2017 Spanien

Granada

Agnes, Maik

Meine Nervosität bezüglich unserer Ankunft in Granada ist mir nach der unspektakulären Reaktion des Busfahrers auf unsere unverpackten Fahrräder ja beinahe peinlich. Er hat nämlich rein gar nichts getan außer die Tickets zu kontrollieren und die Gepäckklappe zu öffnen. Fahrräder rein, Klappe zu, Agi und Maik über beide Ohren grinzend im Bus.
Weil der Bus erst 19 Uhr in Antequera abfuhr hatten wir noch Zeit unsere Fahrräder mal ohne Gepäck auszuführen und dafür haben wir uns ein ganz besonderes Ziel ausgedacht, die Dolmen! Wer nicht weiß, was das ist, hat etwas verpasst!... Würde Maik zumindest sagen ;-) Es handelt sich dabei nämlich um Europas wichtigste Megalithgräber! Wow!
Nach zweieinhalb Tagen Granada und vielen Versuchen, Zuneigung für diese Stadt zu entwickeln kann ich trotzdem keine Lobeshymmne schreiben. (Tschuldigung, Tommi...) Und das will ich auch gar nicht. Die Wahrheit ist nämlich die, dass man als nicht spanisch sprechender Besucher der einheimischen Unehrlichkeit ausgeliefert ist, Marihuana zum guten Ton zu gehören scheint, der Kaffee viel zu teuer ist, dass für jede einzelne gottverdammte Kirche Eintrittsgeld verlangt wird und die Alhambra punkt "a las ocho" schließt (ganz unabhängig davon, dass die letzte Besichtigung des Nasriden-Palastes um 19uhr beginnt). Einige kleine Lichtblicke waren Menschen, die uns im Gedächtnis bleiben... Zum Beispiel der junge Koch aus dem Restaurant in der Stierkampfarena, die für Besucher geschlossen war. Während er den Fisch in der Kühlkammer verstaute, nickte er uns doch tatsächlich diskret lächelnd zu und nahm uns mit in die Arena. Mitten in den vollgestopften Gassen des Albayzin fanden wir ein klitzekleines Cafe mit selbstgebackenem Brot und einer Inhaberin, die erst grimmig und dann doch ihre Herzlichkeit offenbarte (wahrscheinlich als sie merkte, dass wir die ganzen schnieken Touris und stinkenden Aussteiger genauso nervig fanden wie sie selbst). Und am Mirador "San Nicolas", der bereits 19uhr vollgestopft war mit Menschen und Kameras, die auf den Sonnenuntergang warteten, entschieden wir uns kurzerhand auf den Kirchturm am selbigen zu klettern. Dort trafen wir auf einen Kirchturmverantwortlichen (Wie heißt das sonst??), der für seine Kirche lebt und jede Sprache der Welt versucht zu sprechen. Oder auch der syrische Rezeptionist unseres Hotels, mit dem wir während seiner Nachtschicht ein bereicherndes Gespräch über die Relativität der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit unserer Welt führten. Das Monasterio de San Jeronimo werde ich auch nie vergessen als paradiesisches Einod abseits der Touristenströme...Leider war Maiki der Meinung, man könne den Tag nicht gänzlich mit Rumsitzen im Klosterhof verbringen...Stimmt schon... Ja, und natürlich ist die Alhambra, ein Prachtbau maurischer Architektur (glaub ich zumindest), einfach wundervoll...ganz ehrlich!

Mittlerweile sind wir in Alcala la Real angelangt. Ein verschlafenes und wunderschönes Städtchen, endlich wieder sehr sehr spanisch mit unzähligen verwunschenen Gässchen und dem schönsten Hotelzimmer, das wir uns momentan vorstellen können.
Ach ja, unsere Navigations-App hat uns heute ordentlich veralbert und uns auf einer drei Kilometer langen Schotterpiste über einen Berg gejagt, die zumindest mich an die Grenzen meiner Muskelkraft brachte, schiebend über 1,5 Stunden...Wisst ihr, in solchen Momenten bin ich einfach nur froh, nicht vorher gewusst zu haben, was man gleich durchmachen muss. Aber das wichtigste, es geht!! Einfach weil es keine andere Möglichkeit gibt. Und schon wird man kurzerhand zu Superman...

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Mai 2017 Spanien

Antequera, die Radtour beginnt

Agnes, Maik

Die Spanier wissen einfach, wie das geht mit dem zufriedenen Leben. Zumindest scheint es so wenn man sich in einer der unzähligen Bars umschaut oder auf dem Bürgersteig immer wieder einen Bogen machen muss um Ladys beim Einkaufsplausch. Auch die Feria in Algodonales strahlte ein Lebensgefühl aus, dass ich am liebsten einfangen, in ein Glas verstauen und mitnehmen wöllte. Es wird getrunken, sich lautstark unterhalten und getanzt. Mag sein, dass hinter all den glücklichen Fassaden der selbe Alltagshorror steckt, den jeder von uns kennt... Trotzdem, die Spanier wissen im richtigen Moment das Leben zu genießen. Glaube ich zumindest.
Mittlerweile haben wir Pajaron hinter uns gelassen und sind wieder on the road mit unseren Rädern und blicken auf großartige vier Wochen zurück. Der Abschied wurde uns leicht gemacht als sich zwei Tage vor unserer Abreise eine Disharmonie breit machte, die bald ihre Eskalation zwischen Claudia und unserem Adoptivsohn des Herzens Noah führte...Claudia arbeitet mit einem Projekt zusammen, dass herausfordernde Jugendliche aus Deutschland nach Spanien bringt und sie dort in Haushalte integriert, um ihnen einen Schulabschluss zu ermöglichen. Noah ist einer von ihnen. Er ist so charmant, wie ich es vorher noch nie von einem 17jährigen kannte und in der Lage dazu, die Herzen aller im Sturm zu erobern. Auch unsere... Und trotzdem hat er eine Menge auf dem Kerbholz und kann erwachsene Nerven ordentlich strapazieren. Das Packen unserer Sachen war also auch eine Flucht in die Zweisamkeit. Ich bin traurig, dass die Zeit so enden musste. Anderseits wird auch klar, dass es nirgends nur schön ist. Und das ist gut so....sagt man doch so als erwachsener und vernünftiger Mensch, oder?
Nach 88km unter Zeitdruck sind die wir gestern um 20:30 Uhr mit schmerzendem Po in Antequera angekommen. Ein Juwel, dass sein Funkeln erst spät preisgibt. Eine Kleinstadt, die uns mittlerweile ganz in ihren Bann gezogen hat und uns das spanische Leben von seiner besten Seite präsentiert.

Einziges Wölkchen am Urlaubshimmel... Irgendwie müssen wir morgen nach Granada. Mit dem Rad an einem Tag laut dem Inhaber eines Fahrradverleihs völlig verrückt. Denn trotz Beiträgen von Radlern aus aller Welt wird uns hier vehement abgeraten eine Autonovia mit dem Rad zu befahren. Ohne die hätten wir an einem Tag aber über 1000 Höhenmeter zu bezwingen. Und nein, dazu fühle ich mich ganz und gar nicht in der Lage. Schande über mein Nicht-Draußenseier-Haupt! Der Zug nimmt derzeit keine Fahrräder mit nach Granada und die Busse nehmen Fahrräder angeblich nur verpackt mit...Suuuper! Deutet auf einen gaaaanz entspannten Tag morgen hin! Aber wir machen hier schließlich keinen Pauschalurlaub...

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April 2017 Spanien

Cortijo El Pajaron 02

Agnes, Carola, Maik

18.04.2017 - Ostern!... Meine Güte, sind wir Deutschen langweilig... Picknick, Eier suchen... Na gut, Osterreiten mag ganz hübsch sein. Aber die Spanier wissen, wie man Ostern feiert! Und wir waren dabei! In den Straßen Setenils voller Menschen, Alkohol, Gewehre werfender und Trompeten spielender Soldaten und, ich muss es so sagen, Kuklux-Clan-verkleideter Gläubigen und starken leidenden Männern, die tonnenschwere Altäre durch die steilen Straßen schleppen. Toll!
So, was gibt's noch. Ich bin wieder kerngesund und erfreue mich wieder vollends meines Ranchlebens. Maik tut das nach wie vor und, haltet euch fest, führt die Pferde mittlerweile zaumfrei von und auf die Koppel... Wow :-) Heute hatte er seine erste Reitstunde seit wir hier sind. Mahali und er haben es spitze gemacht. Ich finde, es sieht sehr professionell aus und einige wenige Stündchen noch und dann ist er sattelfest. Yüpiiiii! Es wird ;-)
Heute und gestern waren wir mit den neuen Gästen reiten. Drei Stunden durch die Weiten Andalusiens...Wundervoll!!!
Ab heute wird Maikis Mama bei uns sein. Darauf freuen wir uns riesig. So schön es hier ist, Kaffee an der Koppel, krummelnde Pferdchen, die sich auf ihr Frühstück freuen, das befriedigende Gefühl, auf eine fertig gemistete Koppel zurück zu schauen... Wir freuen uns einige Tage die tägliche Arbeit hinter uns zu lassen und mit Carola Andalusien unsicher zu machen!

23.04.2017 - Viereinhalb Tage mit Carola und ihrem magentablauen Skoda liegen hinter uns. Wir haben eine Menge erlebt. Gemeinsam haben wir unser Nachbardorf Setenil de las Bodegas erkundet. Maiki kennt das wie seine eigene Westentasche weil er dort schon einige Male Noah und dessen jugendlichen Leichtsinn hin gefolgt ist. 40 Minuten pro Weg zu Fuß...diese Strecke legt unser hiesiger Mitbewohner im zarten Alter von 17Jahren geschätzte viermal in der Woche zurück. Einfach um zu chillen, wie er immer sagt. Die jungen Leute... Ich warte lieber bis Carola mit dem Mietwagen vor der Tür steht ;-) Wir haben noch weitere weiße Dörfer erkundet und eine meiner Meinung nach besondere Perle gefunden: El Gastor - hat eigentlich rein gar nichts zu bieten außer schön und gemütlich zu sein. Und ganz viele Balkone mit ganz vielen Blumen natürlich! Unsere angestrebte Wanderung in die Gargante verde haben wir viel zu spät begonnen (wegen den hübsch heimeligen weißen Dörfern, wo es immer Café con leche auf gemütlichen Plazas gibt... Also nicht unsere Schuld) und haben dann am Abstieg in die Schlucht auch beschlossen, genug gesehen zu haben. Nicht zuletzt deshalb weil uns deutsche, äußerst angestrengte Wanderer entgegen kamen, die trocken meinten, sofern man in seinem Leben noch keine Schlucht gesehen habe, könnte man da vielleicht runter gehen. Ansonsten sei es sehr sehr steil...Wir haben bereits Schluchten gesehen, der Entschluss stand also. Und außerdem konnte man eh so langsam auch an die Suche nach der richtigen Tapas Bar zum Abendessen im richtigen Dorf nachdenken und überhaupt war es heiß und und und... Es gibt viele Gründe zum keine Lust haben ;-)
Am darauf folgenden Tag stand zuallererst mein Wendy-Programmpunkt auf dem Plan: Reitshow und der Escuela Real Andaluze del Arte Ecuestre in Jerez de la Frontera. Wuhuu!!!Danach stellten wir fest, dass die Reitschule, neben der Bodega "Tio Pepe" einer von nur sehr wenigen hübschen Fleckchen dieser Stadt ist... Eindeutig nicht zu empfehlen! Trotz Sherrytrinken nach der Besichtigung der Bodega "Tio Pepe" sag ich das. Da ist also was dran, liebe Leute... Zumindest hatte sie eine taugliche Shoppingstraße zu bieten. Beim Klogang in der Reitschule stellte ich nämlich einen Riss im meiner Hose fest. Nur 15cm lang und noch dazu an der peinlichsten Stelle überhaupt. Eine neue Jeans musste also her. Der konstante Luftzug am Po hat mich dann doch etwas nervös gemacht. Ganz im Gegensatz zu Jerez de la Frontera macht man rein gar nichts falsch einige Stündchen in El Torcal zu verbringen. Ein Karstgesteingebirge mit magischer Atmosphäre. Aber am wenigsten falsch liegt man mit einem Aufenthalt auf einem Pferdehof ;-)
Carolas Abreisetag begann mit einer Reitstunde auf unserer geliebten Fly (das braun-weiße Stütchen auf den Fotos), die für meine sonst so toughe Schwiegermama in spe zu einer Herausforderung wurde... Aber Carola hat es gemeistert und ist um eine Erfahrung reicher: mit über 50 zum ersten Mal auf einem Pferd. Respekt! Nach Carolas Abreise vom Hof blieb uns allerdings kein ganz unaufregender Nachmittag vergönnt, den wir uns nach vier ereignisreichen Tagen eigentlich gewünscht hatten. Diego, ein liebenswerter spanischer Herzensbrecher (... Diego ist ein Pferd), lag reglos, komische Geräusche von sich gebend unter dem Koppelzaun... Oh Gott, erster Gedanke:Kolik. Wir haben den Zaun abgebaut und ihn hochgehieft und dann ab auf den Reitplatz.Bei Kolik heißt es laufen, laufen, laufen, bloß nicht hinlegen. Hm...plötzlich lief er putzmunter neben mir her und ließ den Hengst raushängen. Statt einer lebensbedrohlichen Kolik hatte er sich wohl nur verschätzt beim Hinlegen und ist unter dem Zaun nicht mehr hoch gekommen. Hach, Diego, du Trottel... Mittlerweile ist ein weiterer Tag vergangen. Obwohl wir erst drei Wochen hier sind, genießen wir wieder unseren Alltag hier auf dem Hof. Klingt komisch, oder? Irgendwie ist es einfach schön wieder seinen täglichen Aufgaben nachzugehen, im Team Pajaron zusammenzuarbeiten, gemeinsam zu essen. Und zum Feste des Sonntags haben wir alle gemeinsam einen kleinen Ausritt gemacht. Klingt leider romantischer als es war... Könnte daran liegen, dass Maik und sein Stütchen leichte Kommunikationsprobleme hatten und er daraufhin, nun, wie soll ich es sagen, etwas emotional wurde. Also eigentlich waren wir zu fünft unterwegs, aber davon habe ich wenig mitbekommen mit einem kochenden Maik hinter, neben oder vor mir auf einem eben so aufgebrachten weißen Pferd und einer spanischen Granate unter mir ;-)Aber Mahali hats dann auf dem Reitplatz wieder gerichtet und Maiki mag das Reiten mittlerweile wieder. Puh, Glück gehabt!

27.04.2017 - Wir sind jetzt Farmbesitzer! Wenn auch nur für drei Tage! Wir grüßen Euch von unserer täglichen Landbegehung während Joana ihr Leben in der Palme genießt. Claudia, genieß die parajonfreie Zeit!

01.05.2017 - Wir dürfen unsere dreitägige Mutprobe "Allein mit zweiunddreißig Pferden und zwei unbändigen Jugendlichen in einem Land, dessen Sprache wir nicht sprechen" für erfolgreich bestanden erklären. Puh!Ich muss ja zugeben, dass unser gar nicht gestelltes Farmerfoto natürlich schon eine Gelassenheit herbeischummelt, die spätestens bei Einbruch der Dunkelheit nicht mehr existiert. Denn natürlich ist es eine enorme Verantwortung, wenn einem das Vertrauen für einen ganzen Hof entgegen gebracht wird mit mehreren Junghengsten, die auf ihren Koppeln herumrutschen weil es zwei Tage lang geregnet hat. Ja! In Andalusien kann es regnen! Und kalt sein! Nun, Maik und ich können Gott sei Dank sagen, alles im Großen und Ganzen gut gemeistert zu haben. Mit gutem Gewissen und auch mit Erleichterung konnten wir Claudia und Bruno wieder in ihrem Zuhause empfangen. Aber wäre das Ganze gänzlich ohne Zwischenfälle verlaufen, wäre es nicht das Cortijo el Pajaron. Zum einen kam ich auf die glorreiche Idee mir ein Pferdchen von der Weide zu holen (eben jenes von dem Farmfoto), um Maik auf seiner Hunderunde zu begleiten. Die Rechnung hatte ich jedoch ohne unsere wunderhübsche Araberstute Shakira gemacht, die eines der wenigen Pferde ist, das noch nie allein den Hof verlassen hat. Diesen Umstand machte sie mir nach wenigen Metern unmissverständlich klar... Der umgehend angetretene Rückweg war, sagen wir mal... aufregend...Und das, nachdem mir Claudia kurz vor ihrer Abfahrt ihr vollstes Vertrauen bezüglich meiner guten Intuition für die Pferde ausgesprochen hat! Pustekuchen! Mist, verdammter! Tschuldigung...
Den zweiten nennenswerten Zwischenfall bescherte uns der Araberhengst "Mandan" eines Abends beim Füttern als er mit blutüberströmtem Hinterbein auf seinem Paddock stand. Nein, ich bekam keinen Herzinfarkt, wofür ich mich ganz kurz selber loben muss. Und ich bekam auch keinen als ich die klaffende Fleischwunde an seiner Schweifrübe (Fragt google) entdeckte. Das habe ich aber auch meinem wundervollen "Fels in der Brandung" namens Maik zu verdanken, der in solchen Situationen einfach immer genau richtig reagiert. Aber ich muss zugeben, dass ich weinen musste als ich die Wunde ausgewaschen habe und Mandan das reglos über sich ergehen lassen hat, obwohl das unerträgliche Schmerzen gewesen sein müssen und er Maikis und meine Inkompetenz bestimmt gespürt hat und uns trotzdem sein Vertrauen geschenkt hat. Das klingt kitschig, ja ihr habt recht, aber...nein, nichts aber, er hat uns einfach echt geholfen mit seiner Gelassenheit. 
Vielen Dank, Claudia, für dein Vertrauen und die großartige Erfahrung, deinen Betrieb für kurze Zeit in Obhut zu nehmen! Und jetzt geht's, um mit Noahs Worten zu sprechen, "aufs Fest nach Algo"! Soll heißen, wir gehen wieder einmal auf eine Feria, diesmal in Algodonales. Maiki und ich geben die erste Runde weil ich im Dart verloren habe. Tja, das Leben ist eben kein Ponyhof... Oder doch?

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April 2017 Spanien

Cortijo El Pajaron 01

Agnes, Maik

05.04.2017 - Wir haben uns eingewöhnt im Ranchleben! Und bis jetzt finden wir es spitze.
Ich durfte zum ersten Mal bei einem Ultraschall einer tragenden Stute dabei sein und Maik war sogar schon Hufschmied. Super hat er das gemacht. Und beim heimlichen Knuddeln habe ich ihn auch schon ertappt wie ihr seht.... Es wird also... Noch dazu hat er ein undurchbrechbares Tor gebaut! So etwas lernt man schätzen wenn man nachts aufstehen musste um die Pferdchen wieder einzusammeln.

09.04.2017 - Siesta mit Sam, Feria in Alcala, Junghengstspiele mit Diamant und Diego und Hunderunde mit Gochies und Charlotta im Sonnenuntergang...Das sind die noch immer währenden schönen Seiten Andalusiens. Allerdings lieg ich seit gestern mit einem Sonnenstich oder Schwächeanfall flach, keine Ahnung, hatte ich beides vorher noch nie. Ich muss mir also Punktabzug geben als Farmerin. Aber Maik ist nach wie vor mit aller Kraft am Start. Gut, dass ich ihn mitgenommen habe... (-;

14.04.2017 - Lang lang ists her. Aber jetzt! Es ist viel passiert in den letzten Tagen. Meine körperliche Verfassung war derweil auf einem Tiefpunkt. Wir haben uns deshalb einen Tag lang abgesetzt nach Torre Molinos. Wir haben es erwecken sehen. Früh um acht, waren alle Touristen noch in ihren Hotels beschäftigt und ein Café war nicht zu finden. Bauchkrämpfe haben jeden Schritt auf der Suche nach einem Frühstück zur Qual gemacht. Und ja, im Leiden bin ich super, aber schlimm war es wirklich. Irgendwann haben wir eine Bar mit einheimischen Preisen gefunden und konnten zusehen, wie die Hotelhochburg erwacht. Leider mussten wir den Ausflug gegen Mittag abbrechen weil die Bauchkrämpfe mich nicht mehr aufrecht stehen ließen. Allerdings... Und alle Landlebenträumer und Landlustleser lassen sich das eine Lehre sein...die Arbeit auf einem Hof bleibt trotzdem. Egal, wie es einem geht. Die Pferde müssen versorgt werden. Und wir habens durchgezogen, Maiki besser als ich, aber ich bin stolz auf uns beide. Die Sonnenseiten, die wir hier zeigen bleiben, aber die enorme Anstrengung und Disziplin hat uns in den letzten Tagen auch an unsere Grenzen gebracht.
Das Wohl einprägenste Erlebnis, neben den Bauchkrämpfen war aber ein anderes. Eines Nachts schrie es von draußen: "Agnes, Maik!! Pferd im Pool!!" Bitte, was??! Wir standen im Bett, rannten nach draußen und da stand Claudia am Pool und drinnen schwamm ein aufgeregter Hengst, der sich den Weg aus seiner Koppel gebahnt hat und auf der Suche nach Stuten irgendwie im Pool gelandet ist. Na gut, das ist die unterhaltsame Komponente der Geschichte. Die etwas weniger lustige ist die, dieses Pferd wieder da raus zu griegen und natürlich mitten in der Nacht den Zaun zu flicken. Ich sag nur, wenn wir Maik nicht gehabt hätten...
Gestern war aber ein wundervoller Tag obwohl sich die Bauchkrämpfe allmählich zu so einer Magen-Darm-Geschichte entwickelt haben. Wir haben tolle Gäste hier mit denen wir heute eine 5-stündigen-Ausritt gemacht haben...Tja,Pferde heilen... Irgendwie...

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März 2017 Spanien

Abreise nach Malaga

Agnes, Maik

Nun endlich ist es so weit und unsere Reise nach Südspanien, ins traumhafte Andalusien, beginnt. Bereits im Oktober 2016 reisten wir mit Kristin durch diesen abwechslungsreichen Teil Spaniens. Wir werden unseren dreimonatigen Trip in Malaga beginnen, bei Tapas und Wein. Mit dem Fahrrad geht´s dann nach Ronda ins Landesinnere, wo wir hoffentlich bereits auf dem Cortijo El Pajaron empfangen werden. Es liegen vier Wochen Reiterhof mit über 30 Arabern und Andalusiern vor uns.

29.03.2017 - Stierkampfarena, Papageien kennen gelernt, Sonne komplett unterschätzt und Abendessen im Zimmer weil Maik schließlich nicht mehr der Jüngste ist und einen ordentlichen Hexenschuss ins Kreuz gejagt bekommen hat. Google sagt, bloß nicht liegen bleiben, also ist Rad fahren ja wohl keine schlechte Idee... (-;

30.03.2017 - Erster Fahrradtag. Fazit: Popo ist intakt und Maikis Rücken funktioniert am besten wenn er radelt (bei allem anderen ist er derzeit noch 40 Jahre älter). Die Gesamtsituation ist aber perfekt und Andalusien fetzt noch immer. Morgen geht's dann endlich aufs Cortijo el Pajaron.

02.04.2017 - Angekommen auf Cortijo el Pajaron!! Der Weg dort hin war, ich muss es so ehrlich schreiben, grausam... Andalusien ist auf unserer Route keinen einzigen Kilometer am Stück gerade! Es ging einfach nur bergauf! Ja gut, zwischen drin ging es sicherlich auch mal bergab. Aber das interessiert die Moral wenig, wenn du geradewegs auf den nächsten unüberwindbaren Berg zurollst. Irgendwie haben wir es trotzdem geschafft, wir beiden Superhelden. Jetzt sind wir hier und fühlen uns pudelwohl! Immernoch ein so besonderer Ort wie im Oktober... morgen geht's gleich los um acht Uhr früh mit Füttern und Misten. Das ist Urlaub!

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