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Februar 2019 Äthiopien

Von Addis Abeba in die Danakil Wüste

Jochen, Katharina, Maik, Manu, Micha, Stephan

Einen besseren Start in Äthiopien, einem der ärmsten Länder der Welt, hätten wir uns gar nicht vorstellen können. Nachdem unser Flug knapp eine Stunde verspätet, kurz vor Mitternacht, landete - sollten wir eigentlich von unserer gebuchten Agentur abgeholt werden. Zwischen den 100 Menschen am Flughafen, teilweise mit beschrifteten Schildern in der Hand fanden wir nur unseren Namen nicht. Währenddessen sicherte das Militär mit langen Schlagstöcken den Taxi- und Busplatz ab, wer nicht hören oder gehen wollte bekam den Stock zu spüren.

Und da war er plötzlich - John, unser Fahrer. Wir hatten uns bereits darauf eingestellt selbstständig unsere Unterkunft zu suchen. John holte uns fünf Reisende mit einem Toyota Yaris ab... (-:
Er musste also erstmal einen Kollegen anrufen, damit wir mit zwei Autos ins Büro fahren konnten. In diesem angekommen wechselten hohe Dollarbeträge den Besitzer, wir wurden verabschiedet. Halt! Was bekommen wir im Tausch gegen das Geld? Ein Angestellter druckte uns auf Nachfrage unsere Inlandsflüge aus, für unsere gebuchte Tour gab es keinen Nachweis. In zwei Tagen werden wir am Hotel abgeholt und dann besprechen wir den weiteren Verlauf. Wie sagt Jochen so schön: "Wir vertrauen den Menschen!"

Unsere zwei Fahrer, nun beide jeweils mit einem Toyota Yaris, fuhren uns zum nahegelegenen Hotel. Dies dauerte, ohne Navigation und Ortskenntnisse sowie im gegenseitigen Streit mit vielen Stops zum Nachfragen, über eine Stunde. Dafür sahen und hielten wir im Rotlichtviertel, am Straßenstrich mit unzählbar vielen Frauen - und bei Ankunft unserer gebuchten Unterkunft weckten wir den nächtlichen Watchmen, der den Manager holte - ausgebucht! Voll! Unsere Buchung kannte niemand! (-;

Also nach etwas Diskussion wieder in die Autos und quer durch die Stadt zu einem anderen Hotel. Hier gab es noch freie Zimmer nur den Preis konnte uns keiner nennen, weder die nette Dame an der Rezeption, noch unsere Fahrer, noch der Anbieter unserer Tour...

Lassen wir uns überraschen. Gute Nacht und "Wellcome to Ethiopia"! (-;

Maik

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Für drei Wochen bereisen wir zu sechst das zentralafrikanische Land Äthiopien. Unsere Reise beginnt in Addis Abeba und führt uns in die Wüste Danakil, um einen aktiven Vulkan zu besteigen. Folgend fahren wir per Bus, Boot und Jeep über Lalibela nach Gondar und auf dem Weg werden uns noch viele interessante Dinge begegnen. (Hier muss dazu gesagt werden, dass wir uns alle auf einen Blick in den Krater voll mit Lava gespannt waren. Aber wie es die Natur manchmal will… Die Lava ist in den letzten Monaten bis zu 150m Tiefe in den Krater zurück gezogen. Aber es war dennoch eine sehr beeindruckende Nacht am Krater des Vulkans!)

Die ersten Gedanken die den meisten, so auch mir, zu Äthiopien einfallen ist, sind Armut, Hunger, Entwicklungshilfe, Krieg… Um so erstaunlicher ist es, was wir erleben durften im Norden von Äthiopien… Eine abwechslungsreiche Landschaft, einzigartige Kultur und viele freundliche und hilfsbereite Menschen.

Nun sitze ich hier und versuche das Erlebte in Worte zu fassen und die Stationen unserer Reise grob zu umschreiben. Aber es ist einfach nicht möglich die vielen Eindrücke so wieder zu geben und wertzuschätzen, wie sie es verdienen, ohne einen Seitenlangen Text zu schreiben. Am Ende sagen die Bilder viel mehr, was wir gesehen haben und möchte diese daher gern für sich sprechen lassen. Um aber einen groben Faden zu haben, hier unsere Stationen… Hauptstadt Addis Abeba, Mekelle, Danakil-Halbwüste mit dem aktiven Vulkan Erta Ale, die zu erklimmenden und manchmal nicht schwindelfreien Felsenkirchen von Hawzien, die mit Hand in den Felsen geschlagenen Kirchen von Lalibela, der Nationalpark den Semien Mountains, Gondar mit bekannter Palastrunine und Bahar Dar mit Abstecher zum Blauen Nil.

Was die Bilder aber nicht wiedergeben, sind die besonderen Erlebnisse mit den Menschen, witzigen Anekdoten und Informationen bei einer solchen Reise. Jeden Tag haben wir anders erlebt, in einem Land geprägt von Armut, welches sein Land an andere Staaten verkauft um Investoren zu locken, welches Zwangsumsiedlungen ganzer Dörfer veranlasst, Addis Abeba als Hauptstadt von Äthiopien und der Entwicklungshilfe gilt und neue Begegnungen, an welche ich mich noch lange erinnern werde, erleben durfte. Ich möchte nur ein paar wenige als Beispiel für unsere Reise herauspicken, welche für mich am markantesten waren.

Aufgrund unserer beschränkten Reisezeit für so viele Ziele, hat es sich am Ende ergeben, dass wir fast alle Fahrten von Ort zu Ort über ein Reisebüro oder mit Minibussen (wobei hier immer Einheimisch und wir als einzige Touristen mitgefahren sind) hinter uns gelegt haben. Eigentlich war es unser Ziel einmal in einem typischen Großbus zwischen Äthiopiern, Hühnern und Kisten zu fahren. Aber diese Busse sind auch fast das doppelte an Fahrzeit unterwegs und wir haben einige auf unserem Weg gesehen, welche liegen geblieben sind. Für 2,5 Wochen nicht was man sich am Ende wünscht, da sollte man dann einfach mehr Zeit mitbringen. Aber zum Ende unserer Reise konnten wir einen kleinen Einblick davon bekommen. Mit einem Bus ging es für einen Tagesausflug von Baher Dar zum Blauen Nil. Auf der Hinfahrt ist der Bus irreparabel liegen geblieben. Mit einem Telefonat und 30 Minuten später, kam ein zweiter Bus, der uns alle eingesammelt hat. Auf dem Rückweg ist unser Bus, eine wirklich optische Bruchbude, mehrmals stehen geblieben. Nach einigen Reparaturen am Bus durch den Fahrer, haben wir es nach vier Stunden wieder zurück nach Baher Dar geschafft. Die Fahrt wäre normalerweise 60 min. gewesen. Was wirklich beeindruckend war, dass mit der Dämmerung vorbeilaufende Menschen Injera in den Bus gegeben haben, damit wir etwas zu Essen hatten. Auch mit uns als Exoten hat man sich dann irgendwann versucht zu verständigen.

Der landwirtschaftliche raue Binnenstaat ist geprägt durch viel Hand- und Tierarbeit und das in sengender Hitze. Kein Traktor oder andere landwirtschaftliche Maschine ist auf den Feldern zu sehen. Das lässt schon das eine oder andere Tier am Straßenrand zusammenbrechen. Ein Großteil der Bauern bestellen die Felder nur für den eigenen Bedarf. Besonders markant im Norden Äthiopiens sind die gelben Teff-Felder, das wesentliche Grundnahrungsmittel Äthiopiens, auf sonst nacktem Land. Es ist Hauptbestandteil eines dünnen Sauerteigbrotfladens – der Injera. Auch für unsere Zeit in Äthiopien war die Injera täglich auf dem Tisch, mit dem was es an dem Tag aktuell dazu gab, meist mit einem Kichererbsenpüree. Auf Dauer wird es aber doch etwas eintönig.

Auf dem Weg nach Erta Ale, haben wir in der Halbwüste Danakil in einem recht großen Ort in einem Homestay übernachtet. Da wir bereits am Nachmittag angekommen sind, wollten wir noch eine Runde durch den Ort drehen. Nicht lange nachdem wir auf der Straße waren, hatten wir die ersten Kinder im Schlepptau, bis wir mit einer Kindertraube durch den Ort zogen. Natürlich wurde bei der Gelegenheit auch nach Bananen, Zuckerrohr oder Fußball gefragt. Aber wir hatten viel Spaß, wobei Jochen versuchte die Kinder zum singen zu animieren, den Kindern zu erklären das es nur einen Fußball für alle gibt und Bananen und Zuckerrohr zu teilen sind.

Über unser Homestay in Lalibela sind wir an einen jungen Mann geraten, namens Fruits (natürlich ist das nicht sein Spitzname, den sich Touristen besser merken können). Er und zwei Mitstreiter versuchten (zu diesem Zeitpunkt) seit zwei Monaten ein Geschäft aufzubauen. Sie bieten Naturwanderungen in der Region für Touristen an. Das Besondere ist aber, dass Sie mit einer Familie zusammenarbeiten, die in ihrem Garten Gemüse für den eigenen Bedarf anbauen, Bienen züchten und uns Touristen zeigt wie man Injera über dem Feuer traditionell bäckt. Da wir das täglich gegessen haben, war es schon sehr spannend zu sehen und mal selbst Hand anzulegen. Üblicherweise wird Injera erst ein paar Tage getrocknet, bevor man sie isst, aber ich muss gestehen die Frische schmeckt besser. Wir haben außerdem gelernt, dass ein auf einem Stock am Haus aufgehängter Becher ein Zeichen dafür ist, dass lokales Bier verkauft wird. Das ist natürlich überhaupt nicht mit dem vergleichbar, was wir Bier nennen. Es ist eine trübe grünliche Flüssigkeit, die nach einer Mischung aus Gras und Alkohol schmeckt. 

Es könnte so jetzt weiter und weiter gehen. Aber ich denke es gibt einen groben Eindruck von dem was wir erleben durften. Äthiopien ist auf jeden Fall eine Reise wert und zählt für mich aktuell zu meinen Reisehighlights.

Manu